GESCHICHTE

Das KZ Neuengamme wurde im Herbst 1938 südöstlich von Hamburg, zunächst als ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, von den Sachsenhausener Häftlingen errichtet. Zunächst war es als reines Arbeitslager vorgesehen. Das SS-Unternehmen „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH” hatte das Grundstück gekauft, auf dem sich eine Ziegelei befand. 1940 wurde das Lager dann zum selbständigen KZ umgebaut. Die Wachmannschaft, die dort eingesetzt wurde, kam aus dem KZ Buchenwald. Mit seinen 87 Außenlagern wurde Neuengamme schließlich zum größten KZ im Nordwesten Deutschlands. Insgesamt rund 100.000 Menschen aus ganz Europa waren dort inhaftiert. Zuerst stammte die Mehrzahl der Inhaftierten aus Deutschland. Dies änderte sich 1941/42. Seitdem waren Polen und Bürger der Sowjetunion die größten Gruppen in Neuengamme.

Im März 1945 begann man das Lager zu räumen. Man schickte tausende Inhaftierte auf sogenannte „Todesmärsche“, die das Ziel hatten, die geschwächten Häftlinge durch Entkräftung zu töten und die Spuren der Gewalt in Neuengamme zu verwischen. Die Menschen, die diese Tortur überlebten, wurden in „Auffanglager“ nach Bergen-Belsen, Wöbbelin und Sandbostel gebracht. Dort wurden sie ohne Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung sich selbst überlassen. Viele Menschen starben dort. Mindestens 42.900 Menschen verloren ihr Leben im KZ Neuengamme.

ERSTE KRIEGSHÄLTFE

Zunächst waren die Häftlinge vor allem mit der Herstellung von Klinkersteinen beschäftigt. Mit diesen bauten sie das Häftlingslager, die Unterkünfte der SS und das Klinkerwerk. Nachdem das Klinkerwerk 1942 eröffnet wurde, wurden viele Menschen in den Tongruben zur Tongewinnung eingesetzt und in einem Arbeitskommando, das die Begradigung und Schiffbarmachung eines Seitenarms der Elbe zum Ziel hatte. Die Stadt Hamburg plante damals die Bebauung des Elbufers mit “Führerbauten”.

ZWEITE KRIEGSHÄLFTE

In der zweiten Kriegshälfte lag der Fokus auf der Produktion von Rüstungsgütern. Die Arbeitsbedingungen waren sehr hart. Ein Arbeitstag betrug durchschnittlich 12 Stunden. Erschwerend kam hinzu, dass die Menschen unterernährt waren und keine angemessene Kleidung hatten. Das Wetter spielte keine Rolle: Ob Regen, Schnee oder Sonnenschein, jeden Tag mussten die Menschen bis zur Erschöpfung Schwerstarbeit leisten.

NACH DER BEFREIUNG

Von 1945 bis 1948 wurde das Gelände von den britischen Besatzungsbehörden als Internierungslager für SS-Angehörige, Kriegsverbrecher und zivile Funktionsträger genutzt. Später hat die Stadt Hamburg dort zwei Gefängnisse errichtet und nutzte auch die Gebäude des ehemaligen KZ für den Strafvollzug. Heute befindet sich eine Gedenkstätte auf dem Gelände.

MEHR ERFAHREN: NATALIJA RADTSCHENKO

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Natalija Fjodorowna Radtschenko wurde in der Ukrainischen SSR geboren und als junges Mädchen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Sie flüchtete mehrfach, wurde immer wieder festgenommen und letztendlich in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Neuengamme inhaftiert. Nach dem Krieg kehrte sie in die Ukrainische SSR zurück und arbeitete als Geologin.

Autorin: Ines Skibinski

Bildquellen

Ansicht des KZ Neuengamme

A view of the Neuengamme concentration camp. United States Holocaust Memorial Museum Photo Archives #06024. Courtesy of KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Copyright of United States Holocaust Memorial Museum.

Portrait Natalija Radtschenko

Portrait Natalija Radtschenko, November 1945, mit freundlicher Genehmigung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Überlebende des KZ Neuengamme

Survivors who are so weak from malnutrition that they can scarcely stand, are helped to a truck that will take them to a hospital for medical attention. United States Holocaust Memorial Museum Photo Archives #74816. Courtesy of Arnold Bauer Barach. Copyright of United States Holocaust Memorial Museum.

Zwangsarbeit an der Elbe

Prisoners at forced labor building the Dove-Elbe canal. United States Holocaust Memorial Museum Photo Archives #06033. Courtesy of KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Copyright of United States Holocaust Memorial Museum.