1945

ÜBERLEBT

Irmgard Keun, Portraitfoto aus den frühen 1930er Jahren.

Irmgard Keuns Romanfiguren sind die jungen Frauen der Weimarer Republik, die selbstbestimmt ihren Träumen nachjagen. Ein solches Frauenbild sehen die Nationalsozialist:innen als Gefahr für ihre Ideologie an. Und so verbieten und verbrennen sie Irmgards Bücher kurz nach dem Durchbruch der jungen Schriftstellerin. Das Leben der sensiblen Irmgard, die „im Grunde nicht den Worten, sondern den Gedanken der Menschen lauscht“, bricht auseinander. Sie wird wie viele andere Autor:innen heimatlos. Irmgard überlebt, doch das NS-Regime hat ihr mehr genommen als die Karriere.

6. Februar 1905

Irmgard Keun um 1909.

Irmgard Charlotte Keun kommt am 6. Februar 1905 in Charlottenburg, das heute zu Berlin gehört, zur Welt. Ihre Eltern sind Eduard Keun, ein Kaufmann aus dem Ruhrgebiet, und Elsa Charlotte, geborene Haese, aus Berlin. Die kleine Irmgard wächst behütet auf, der Familie geht es finanziell gut. Als Irmgard fünf Jahre alt ist, wird ihr kleiner Bruder Gerd geboren. Damit tut sie sich schwer. Sie fühlt sich herabgesetzt und hat den Eindruck, dass Gerd von den Eltern bevorzugt wird.

1913

Irmgard Keun mit Bruder Gerd 1913.

Im Jahr 1913 wird Irmgards Vater Eduard Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma „Cölner Benzin-Raffinerie-Kroseberg GmbH“ und die Familie zieht nach Köln um. Sie wohnen in direkter Nähe zur Fabrik der Firma in Köln-Braunsfeld. Keine schöne Gegend, wie die achtjährige Irmgard findet. Sie besucht das evangelische Mädchen-Lyzeum Teschner in der Innenstadt und fühlt sich deswegen unter den Kindern ihrer Nachbarschaft als Außenseiterin: „(…) also war ich irgendwie schon ein feineres Kind, wurde schon deswegen gehasst.“ In den Ferien fährt die Familie häufig ins belgische Ostende, das für Irmgard „etwas wie Heimat“ wird.

1914 - 1920

Jugendliche in ihrem Klassenzimmer um 1915.
Nach der Volksschule lernen Jungen und Mädchen getrennt.

Als Irmgard ins Teenageralter kommt, fällt sie in der Schule zunehmend durch unangepasstes Verhalten auf. Das wird in ihren Zeugnissen unter „Betragen“ negativ kommentiert. Auch ihre restlichen Noten werden mit der Zeit immer schlechter – nur in Deutsch behält sie bis zum Schluss eine 1.

1921

Die Kurzschrift Stenografie, die dazu genutzt wird, gesprochene Sprache möglichst schnell aufzuzeichnen.

Mit 16 Jahren macht Irmgard 1921 als eines von sehr wenigen Mädchen zu dieser Zeit ihre Reifeprüfung, denn Bildung über die Volksschule hinaus war meist Jungen vorbehalten. Irmgard hegt den großen Wunsch, Schauspielerin zu werden. Doch ihre Eltern sind von der Idee nicht überzeugt. Für die weitere Ausbildung wird sie zunächst für einige Monate nach Bad Grund im Harz geschickt. Als sie nach Köln zurückkehrt, besucht sie eine Sprachschule und nimmt Privatunterricht in Stenografie und Schreibmaschine. Als Stenotypistin zu arbeiten, ist eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten für Frauen. Irmgard arbeitet für kurze Zeit in der Firma ihres Vaters und dann bei einer Gardinenfirma in Köln.

1925 - 1927

Das Stadttheater Köln in der Glockengasse.
Die Schauspielschule war daran angeschlossen.

Irmgard bleibt wohl hartnäckig und bekommt schließlich ihren Willen: Sie darf die Kölner Schauspielschule besuchen. Vom 1. Oktober 1925 bis zum Sommer 1927 dauert ihr Studium. Ria Hans ist eine ihrer engen Freundinnen dort. Sie sagt später über Irmgard: „Sie war witzig, intelligent und hatte Pfiff. Das hat mich hingerissen. Aber in der Schule war sie stinkfaul. Fremden Text, den sie hätte lernen sollen, musste man ihr oft soufflieren.“

1927 - 1929

Irmgard Keun, Portraitfoto aus den frühen 1930er Jahren.

Nach ihrem Abschluss an der Schauspielschule bekommt Irmgard Engagements an Theatern in Köln, Hamburg und Greifswald. Doch sie merkt, dass das Leben als Schauspielerin nicht ihren Vorstellungen entspricht. Sie ist gelangweilt und von den Kritiken eher unbeachtet. Hinter der Bühne und im Alltag, wo sie ganz sie selbst sein kann, zieht Irmgard mit ihrem Humor und ihrer Ausstrahlung die Blicke auf sich. Im Sommer 1929 hat sie keine Theaterrollen mehr und kehrt nach Köln zurück. Mit 24 Jahren beginnt Irmgard nun, ihre eigenen Geschichten zu schreiben.

1931

Werbung für die Verfilmung von „Gilgi“ mit Brigitte Helm in der Hauptrolle.

Im Oktober 1931 erscheint Irmgards erster Roman „Gilgi – eine von uns“ im Universitas Verlag. Die Hauptfigur Gilgi ist eine Vertreterin der „Neuen Frau“: ehrgeizig, sachlich und eigenständig – letzteres nicht nur aus Überzeugung, sondern häufig aus Notwendigkeit. Denn die Weltwirtschaftskrise hat für viele zum Abstieg geführt. Frauen, die aus ehemals besser gestellten Familien stammen, müssen nun arbeiten, um zu überleben. Gilgi ist auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft, sie kämpft mit finanziellen Nöten und einer unglücklichen Liebesbeziehung. Damit hat Irmgard einen Nerv getroffen. Ihr Debütroman wird ein riesiger Erfolg, innerhalb eines Jahres werden 30.000 Exemplare in sechs Auflagen gedruckt und die Geschichte verfilmt. Der berühmte Schriftsteller Kurt Tucholsky lobt in seiner Rezension Irmgards Humor und nennt sie ein Talent. Mit 26 Jahren ist Irmgard plötzlich ein Star.

Frühjahr 1932

Irmgard Keun, Portraitfoto aus den frühen 1930er Jahren.

Irmgards zweites Buch „Das kunstseidene Mädchen“ erscheint gleich in höherer Auflage. Die Hauptfigur Doris will mehr vom Leben, sie will Glamour und „so ein Glanz werden, der oben ist.“ Schlagfertig, aufreizend und ohne Rücksicht auf konservative Werte bricht die 19-jährige Doris nach Berlin aus. Dort scheitern nach und nach ihre Pläne und Beziehungen, bis sie sich schließlich in ärmlichen Verhältnissen wiederfindet. Von der mangelnden Möglichkeit zum Aufstieg sind viele junge Frauen betroffen. „Das kunstseidene Mädchen“ wird ebenfalls ein voller Erfolg und ist monatelang in jeder Bibliothek vergriffen.
Irmgard gibt Lesungen, begleitet die Dreharbeiten zur „Gilgi“-Verfilmung und gilt nun als Expertin für das Lebensgefühl junger Frauen. Sie reist zwischen ihrem Elternhaus in Köln, einem gemieteten Zimmer in Berlin und einem Gasthof im kleinen Dorf Moselkern hin und her. Irmgard selbst wundert sich zwar über den Erfolg, genießt ihn aber. Sie hat viele männliche Bewunderer, darunter auch den 22 Jahre älteren Regisseur Johannes Tralow, für den Irmgard in ihrer Zeit an der Schauspielschule geschwärmt hat. Seine zweite Ehe wird im Sommer 1932 geschieden.

17. Oktober 1932

Johannes Tralow im Juli 1959.

Irmgard und Johannes heiraten am 17. Oktober 1932 in Cochem. Die Hochzeit kommt für die Öffentlichkeit überraschend, schließlich haben die Heldinnen in Irmgards Romanen kein Interesse an der Ehe und der 50-jährige Johannes hat wenig gemeinsam mit den Beschreibungen ihrer männlichen Sympathieträger. Noch dazu ist er hoch verschuldet durch die Pleite eines von ihm gegründeten Theaters. Auch Irmgards Eltern gefällt die Beziehung nicht und Irmgards Freundin Ria sagt später: „Nein, eine Liebe war das nicht.“ Und doch scheint Irmgard an Johannes zu hängen. Sie verhilft ihm dazu, seinen ersten Roman im Universitas Verlag zu veröffentlichen.

30. Januar 1933

Irmgard Keuns „Das kunstseidene Mädchen“
als Teil des Mahnmals zur Bücherverbrennung auf dem Bonner Marktplatz, 2015.

Am 30. Januar 1933 übernimmt Adolf Hitler die Macht über das Deutsche Reich. Die Nationalsozialist:innen beginnen umgehend damit, die Gleichschaltung in Gang zu setzen. Sie wollen ihre Ideologie in allen Lebensbereichen durchsetzen. Im Kulturbereich planen sie dazu eine “geistige Erneuerung”: Mit Verboten ersetzen sie in der kommenden Zeit die freie, vielfältige Literaturszene durch linientreue NS-Literatur. In Berlin beginnt der nationalsozialistische Bibliothekar Dr. Wolfgang Herrmann gleich nach der Machtübernahme damit, sogenannte “Schwarze Listen” zu erstellen. Darin stehen die Autor:innen und Werke, die seiner Ansicht nach niemand mehr lesen sollte, damit sich der Nationalsozialismus ungehindert in den Köpfen der Menschen verankern kann. Wolfgang Herrmann kommt so offiziellen Vorgaben der Regierung zur Zensur von Büchern zuvor. Irmgards Name steht auf der Liste, sie wird als „Asphaltliteratin“ verunglimpft.

Verbotene Bücher im NS

Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums 1935
Die erste Verbotsliste der RSK von 1935.

Bücher, die nicht der Staatsideologie entsprachen, fielen im Nationalsozialismus der Zensur zum Opfer. Zum Ende des Jahres 1933 waren durch 21 verschiedene Stellen mehr als 1.000 Werke verboten und beschlagnahmt worden. Ab 1935 vereinheitlichte das Reichspropagandaministerium die Bücherzensur. Im Oktober 1935 gab die Reichsschrifttumskammer (RSK) zu diesem Zweck die „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ heraus. Auf dieser ersten offiziellen Liste standen 524 Autor:innen und 3.601 Einzeltitel. Vier Jahre später erschien eine revidierte und ergänzte Liste, die 565 Autor:innen und 4.175 Einzeltitel enthielt.

Die betroffenen Werke durften nicht mehr verlegt, im Buchhandel verkauft oder in Büchereien verliehen werden. Aus Sicht der NS-Diktatur stellten die Bücher eine “Gefährdung der Gesinnung” für die Bevölkerung dar. Bei der Auswahl der verbotenen Bücher ging die RSK rigoros vor: Der Verdacht, dass ein Werk inhaltlich von der Ideologie des Nationalsozialismus abwich, reichte für ein Verbot aus. Darunter fielen Werke jüdischer oder oppositioneller Autor:innen und zum Beispiel Antikriegsliteratur, die sogenannte “Asphaltliteratur”, also sozialkritische Beschreibungen städtischer Milieus, und Geschichten, die die traditionelle Frauenrolle infrage stellten, aber auch Sachbücher zu Themen wie Schwangerschaftsabbruch und Sexualität.

Frühjahr 1933

Arnold Strauss 1930.

„Mich macht das gottverfluchte Regime krank – die Luft ist vergiftet, man wagt nicht mehr zu atmen, geschweige denn zu denken“, schreibt Irmgard am 1. April 1933 dem jüdischen Schriftsteller Martin Beradt. Während Irmgards Bücher in Nazi-Deutschland auf der „Schwarzen Liste“ stehen, feiern sie im Ausland, besonders in Frankreich, große Erfolge. „Das kunstseidene Mädchen“ wird nicht nur auf Französisch und Englisch übersetzt, sondern auch auf Niederländisch, Ungarisch, Russisch und Polnisch. Irmgard schreibt außerdem an einem neuen Roman mit dem Titel „Der hungrige Ernährer“. Doch die Umstände machen ihr schwer zu schaffen. Ihre enge Freundin Ria macht sich große Sorgen um Irmgard, weil sie zu viel Alkohol trinkt. Also stellt sie den Kontakt zu Arnold Strauss her. Arnold war Assistenzarzt an der Berliner Charité, bevor er aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen wurde. Er soll Irmgard helfen, vom Alkohol wegzukommen. Doch zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine Liebesbeziehung, die auf unsicherem Grund steht – nicht nur, weil Irmgard eigentlich mit Johannes verheiratet ist, sondern auch, weil Arnold in Deutschland nicht mehr sicher ist und ständig umherreist. Außerdem sind seine Eltern, zu denen er ein sehr enges Verhältnis hat, gegen die Beziehung. Die eigenwillige und unangepasste Irmgard entspricht so gar nicht ihrer bürgerlichen Vorstellung von der perfekten Schwiegertochter.

10. - 11. Mai 1933

Anhänger der Deutschen Studentenschaft sammeln Bücher für die öffentliche Bücherverbrennung in Berlin 1933.

In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1933 finden Bücherverbrennungen an Hochschulorten in ganz Deutschland statt. Die „Deutsche Studentenschaft“ hat sie organisiert und aus Büchereien und Buchhandlungen diejenigen Bücher eingesammelt, die auf Wolfgang Herrmanns “Schwarzer Liste” stehen. Ihr Ziel ist es, unter dem Motto “Wider den undeutschen Geist” mit einschüchternder Wirkung “undeutsches Schrifttum” zu zerstören. Mit Fackelzügen bringen sie die Bücher zu großen Plätzen. Nach dem Verlesen von “Feuersprüchen” und Vorträgen folgt schließlich das öffentliche Verbrennen der Bücher auf großen Scheiterhaufen. In Berlin, wo die Bücherverbrennung auf dem Opernplatz stattfindet, hält Propagandaminister Joseph Goebbels eine Rede. Autor Erich Kästner steht selbst daneben, als die Nationalsozialist:innen seine Bücher in die Flammen werfen.

7. - 8. August 1933

Ein Flugblatt, das 1933 in Würzburg dazu aufruft,
Bücher, die als „minderwertig“, „zersetzend“ und „undeutsch“ gelten, für die „feierliche“ Verbrennung abzugeben.

Inzwischen wirkt auch die Polizei an der Bücherzensur in Deutschland mit. „Das kunstseidene Mädchen“ wird in Preußen und Bayern aus Buchhandlungen und Bibliotheken beschlagnahmt.

1. November 1933

Hans Friedrich Blunck, Schriftsteller und erster Präsident der RSK - laut Irmgard Keun „nicht gut und nicht schlecht, sondern bloß zum Kotzen“.

Am 1. November 1933 gründet die nationalsozialistische Regierung die Reichsschrifttumskammer (RSK) als Unterabteilung der Reichskulturkammer und treibt die Gleichschaltung in der Literatur voran. Um weiterhin als Schriftsteller:in Werke veröffentlichen zu dürfen, muss man nun Mitglied in der RSK sein. Nicht aufgenommen zu werden, kommt also einem Berufsverbot gleich. Die Bedingungen, um Mitglied zu werden, lauten: “deutschblütig” sein und sich „politisch einwandfrei im Sinne des neuen deutschen Staates“ verhalten. Irmgard ist nicht in die RSK eingetreten, doch sie braucht Einnahmen. Ohne Genehmigung bietet sie diversen Zeitschriften harmlose Kurzgeschichten an – „irgendeine neckische Scheiße“, wie sie selbst sagt. Einige davon erscheinen, doch Irmgard erhält hauptsächlich Absagen. Finanziell ist sie nun immer häufiger auf die Hilfe von Arnold und seiner Familie angewiesen.

Februar 1934

Arnold Strauss, porträtiert vom Künstler Heinrich Enrique Kleiser. Das Bild ist vermutlich um 1933 in Berlin entstanden, bevor beide aus Deutschland flohen.

Irmgard und Arnold haben allen Umständen zum Trotz ausgelassen in Köln Karneval gefeiert. Arnold ist danach zurück nach Den Haag gefahren, wo er lebt und arbeitet. Von dort schreibt er einen Brief an seine Eltern, in dem er Irmgards Charakter liebevoll beschreibt: „Jedes Mal, wenn ich mit Irmgard zusammen war, habe ich sie noch lieber als früher, jedes Mal fällt mir die Trennung schwerer (…). Diese Wärme und Liebe mit soviel geistigem Charme bei aller Klugheit ist sicher kaum sonst bei einem Menschen vereinigt. (…) Ein besonders schönes Thema ist Irmgard und die fremden Männer. Alle haben eine schreckliche Angst vor diesem jungen, im Tiefsten unsicheren und scheuen Geschöpf, weil sie im Grunde nicht den Worten, sondern den Gedanken der Menschen lauscht und es sehr unheimlich ist, auf seine Gedanken statt auf seine Worte Antwort zu bekommen, zumal von einer Humoristin.

1934 - 1935

Irmgard Keun im kleinen Ort Moselkern um 1934.

Irmgards Entwürfe zu ihrem neuen Roman „Der hungrige Ernährer“ deuten darauf hin, dass auch dieses Buch den Nazis nicht gefallen wird. Ihr Verlag fordert sie auf, Änderungen vorzunehmen. Doch Irmgard weigert sich und gibt dem Druck, sich anzupassen, nicht nach. Außerdem steht einer Veröffentlichung im Weg, dass sie noch immer kein Mitglied in der RSK ist. „Der hungrige Ernährer“ wird nie gedruckt und das Manuskript geht später verloren.

August 1935

Passfoto von Arnold Strauss 1934.

Arnold hat ein Visum für die USA bekommen und wandert nach West Virginia aus. Er hofft, auch Irmgard, die er als seine Verlobte ansieht, nachholen zu können, ebenso wie seine Eltern. Irmgard und Arnold schreiben sich zwischen 1933 und 1940 unzählige Briefe. Insgesamt 268 Briefe und 79 Telegramme von Irmgard an Arnold bleiben erhalten.

1. Oktober 1935

Irmgard Keuns Bücher sind von der Reichsschrifttumskammer verboten worden.

Die RSK hat nun die Hoheit über die Bücherzensur im Deutschen Reich, an der bisher zahlreiche Institutionen mitgewirkt haben. Im Oktober 1935 erscheint in der RSK ein offizielles, aber vertraulich gehaltenes Dokument: die „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Darauf stehen 3.601 Einzeltitel und 24 Autor:innen – auch Irmgard. Ihre Werke dürfen nicht mehr verlegt, im Buchhandel verkauft oder in Büchereien verliehen werden.

29. Oktober 1935

Irmgard Keun in den 1930er Jahren, wie so oft mit Schreibzeug unter dem Arm.

Irmgard entscheidet sich zu einem verwegenen Schritt: Sie verklagt die RSK, also den NS-Staat, auf Schadensersatz wegen der Beschlagnahmung ihrer Bücher. Ob Irmgard ernsthaft daran glaubt, juristisch eine Chance auf Erfolg zu haben? Ob sie sich mit der Klage über die Regierung lustig machen oder die Nazi-Behörde ärgern will? Klar ist: Durch das Verbot ihrer Bücher und weil sie kein Mitglied in der RSK ist, hat sie so gut wie keine Einnahmen als Schriftstellerin mehr.

1. November 1935

Hanns Johst, Autor und Präsident der Reichsschrifttumskammer von 1935 bis 1945.

Der Präsident der RSK, der nationalsozialistische Schriftsteller Hanns Johst, schreibt fast zeitgleich einen Brief an Irmgard. Er drückt Irmgard eine Ordnungsstrafe von 200 Reichsmark auf, weil sie unerlaubt Texte veröffentlicht hat. Außerdem ist ihm bekannt, dass Irmgard sich geweigert hat, ihr Manuskript zu „Der hungrige Ernährer“ den Wünschen der Nazis nach zu verändern. Die RSK ist also sehr genau über Irmgards Tätigkeiten informiert.

26. November 1935

Die Gestapo teilt Irmgard die Ablehnung der Schadensersatzansprüche mit. Die Begründung lautet schlichtweg, dass Irmgards Bücher zum “schädlichen und unerwünschten Schrifttum” gehören.

Jahreswechsel 1935/1936.

Buchcover von Egon Erwin Kischs „Geschichten aus sieben Ghettos“, erschienen 1934 im Verlag Allert de Lange.

Der Verlag Allert de Lange in Amsterdam bietet Irmgard seine Hilfe an: Wenn sie auswandert, sollen ihre nächsten Bücher dort erscheinen, wie schon die Werke einiger jüdischer Autor:innen, die zur Flucht aus Deutschland gezwungen wurden. Doch Irmgard zögert vor dem Schritt, ihre Heimat auf unbestimmte Zeit zu verlassen.

9. Januar 1936

Irmgard Keun, Portraitfoto aus den frühen 1930er Jahren.

Irmgard entschließt sich Anfang des Jahres 1936, doch der RSK beizutreten. Sie handelt damit gegen ihre Überzeugungen, denn sie hasst das NS-Regime. Doch das Berufsverbot belastet sie finanziell und psychisch immer stärker. Am 9. Januar füllt sie ihren Aufnahmeantrag aus. Bei den Behörden geht der Vorgang hin und her. Die Sache zerrt an Irmgards Nerven. Zusätzlich belasten sie Gespräche mit ihrem Noch-Ehemann Johannes über Scheidung und ein Streit mit einer Freundin. Die Sorgen wachsen ihr über den Kopf: In der Nacht auf den 3. Februar 1936 verletzt sich Irmgard selbst schwer. Sie ist nicht allein im Haus und schnell wird ihr Arzt gerufen. Am nächsten Tag überwiegen bei Irmgard Schamgefühle über den Suizidversuch, wie sie Arnold in einem Brief schreibt.

12. Februar 1936

Die Frankfurter Zeitung war bis zur Gleichschaltung
im linksliberalen Milieu besonders renommiert.

Die RSK lehnt einen Antrag auf Druckerlaubnis der Frankfurter Zeitung für Irmgards „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ ab. Die Kurzgeschichten, die aus kindlicher Sicht das Leben während des Ersten Weltkriegs beschreiben, sind offenbar zu gefährlich für die NS-Ideologie.
Während Irmgard durch ihre widerständige Haltung in existenzielle Schwierigkeiten geraten ist, folgt ihr Bruder dem Nationalsozialismus und auch ihr Vater äußert sich antisemitisch. Sie hält sich deswegen hauptsächlich bei Johannes in Frankfurt auf.

17. März 1936

Irmgard Keuns Beitrittserklärung zur RSK vom 9. Januar 1936.

Schließlich wird am 17. März 1936 auf Irmgards RSK-Aufnahmeantrag notiert: „Vorläufig abgelehnt. Kann gemäß § 9 für einzelne Veröffentlichungen befreit werden.“ Am 1. April erreicht sie die Nachricht, dass ihre Hoffnung, endlich wieder als Schriftstellerin arbeiten zu dürfen, zunichtegemacht wurde. Irmgard leidet sehr unter ihrer finanziellen Situation und schämt sich, weil sie abhängig von Arnolds wohlhabender Familie ist. Das belastet die ohnehin schwierige Beziehung zwischen ihr und seinen Eltern zusätzlich.

11. April 1936

Schriftsteller Hermann Kesten (l.) und Verleger Walter Landauer (r.) arbeiteten im Exil für die deutschsprachige Abteilung von Allert de Lange.

Nach monatelangen Verhandlungen, die unter größter Geheimhaltung stattgefunden haben, schließt Irmgard einen Deal mit dem Verlag Allert de Lange in Amsterdam. Sie erhält einen Vorschuss und monatliche Zahlungen dafür, dass sie dem Verlag exklusive Rechte an „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ und ihren zwei nächsten Werken überlässt. Das Geld ist ihr Startkapital für das Leben im Exil. Irmgards Entscheidung ist gefallen: Wie so viele Schriftsteller:innen will sie aus Nazideutschland fliehen. Kurz vor ihrer geplanten Abreise werden ihre Wohnungen von der Polizei durchsucht. Jemand hat ihr “kommunistische Tätigkeiten” unterstellt. Offenbar kann nichts Belastendes gefunden werden, doch der Schreck sitzt tief.

4. Mai 1936

Steg im belgischen Urlaubsort Ostende um 1925.

Irmgard verlässt Deutschland am 4. Mai 1936. Sie fährt nach Ostende in Belgien, vielleicht, wie sie später schreibt, „weil ich als Kind einige Male mit den Eltern dagewesen war, und weil ich ans Meer wollte – das Meer, das die Gefühle nicht klein und eng werden lässt und brütende Ängste und Traurigkeiten reich und fruchtbar machen kann.

6. Mai 1936

Einlieferung der Journalisten Kurt Magnus, Hans Flesch, Heinrich Giesecke und Alfred Braun sowie der Sozialdemokraten Friedrich Ebert jun. und Ernst Heilmann (v.r.n.l.) in das KZ Oranienburg am 1. August 1933.

Im Exil schöpft Irmgard neue Kraft und Entschlossenheit für den Kampf gegen das NS-Regime. Schon am 6. Mai 1936 schreibt sie an Arnold: „Es mag Dir pathetisch klingen, aber ich betrachte es, als heilige Aufgabe mitzuhelfen in meiner Art im Kampf gegen Nazitum, menschliche Sturheit, Schlappheit und Barbarei. So viele, die rausgegangen sind, sind lasch und zufrieden geworden, wenn sie nur ihr persönliches Auskommen hatten. (…) Vergessen sind die Abertausende, die täglich, stündlich in den Konzentrationslagern zugrunde gehen. Vergessen sind die zu Tode Gequälten, deren Art zu denken einem vertraut war. Was in Deutschland geschieht, geht die ganze Menschheit an. Man darf da nicht bequem werden und die Augen schließen.“ Arnold hofft wiederum sehr darauf, dass Irmgard bald zu ihm in die USA ziehen und ihn heiraten wird.

Mai/Juni 1936

Irmgard Keun in Ostende um 1936.

Die Gedanken an die vergangenen Hausdurchsuchungen trüben Irmgards Freude über die neu gewonnene Freiheit. Besonders schwer wiegt der Verdacht, dass Arnolds Eltern Irmgard denunziert haben könnten. Irmgard schreibt abwechselnd sehr wütende und dann versöhnliche Worte an Arnold. Schließlich scheint es deutliche Hinweise darauf zu geben, dass tatsächlich Arnolds Cousin an den Durchsuchungen Schuld ist. Ganz aufgeklärt wird die Sache jedoch nie.

Juni 1936

„Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ erscheint 1936 im Verlag Allert de Lange als Irmgard Keuns erster Exilroman.

„Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ erscheint Anfang Juni 1936 in den Niederlanden. Irmgard fühlt sich im Kreis der Exilschriftsteller:innen wie beflügelt. Und so weist sie Arnolds Bitten, zu ihm in die USA auszuwandern, immer wieder zurück. Am 22. Juni 1936 erzählt sie ihm in einem Brief von ihrer Begegnung mit dem Ehepaar Kisch und wirft ihm vor, sich nicht am Widerstand der Exilant:innen zu beteiligen: „Beide sind so unglaubliche liebe Menschen – vollkommen natürlich, keine Spur von Snob, ganz einfach. (…) Und diese verzweifelte Arbeit um ein neues demokratisches Deutschland! Ich wünschte, Arnold, Du würdest uns helfen und da mitkämpfen. Du darfst einfach nicht so bürgerlich verspießen.

Schriftsteller:innen im Exil

Allert de Lange Prospekt 1933
Prospekt der deutschsprachigen Abteilung des Verlags Allert de Lange
in Amsterdam von 1933.

Für Schriftsteller:innen, die jüdischer Herkunft waren oder in Opposition zum NS-Regime standen, gab es bald keine Möglichkeit mehr, im Deutschen Reich Werke zu veröffentlichen. Zusätzlich zum Berufsverbot kam in vielen Fällen die Gefahr, inhaftiert und ermordet zu werden. Vielen blieb daher nur die Flucht ins Exil. Zu den bekanntesten von ihnen zählen Thomas und Heinrich Mann, Else Lasker-Schüler, Bertolt Brecht, Anna Seghers und Alfred Döblin.

Neben den Nachbarländern Österreich, Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und Belgien waren die USA und England Ziele der Emigrant:innen. Ihnen wurde jedoch nicht einfach so Asyl gewährt. Aufenthaltsgenehmigungen waren in der Regel an Einkommen geknüpft und die wenigsten hatten außerhalb Deutschlands Angehörige, die sie finanziell auffangen konnten. Besitz und Vermögen mussten häufig bei der Flucht zurückgelassen werden oder waren bereits vom NS-Regime beschlagnahmt worden. Also waren die Exilautor:innen abhängig von der Nachfrage für ihre Bücher im Ausland, die selten groß war. Erschwerend kam hinzu, dass die Verlage und Zeitungen im Ausland meist kein Interesse an der Zusammenarbeit mit den deutschen Geflüchteten hatten. Exilverlage wie Allert de Lange und Querido in Amsterdam schafften zwar eigene Strukturen für die geflohenen Autor:innen, doch sie konnten die verlorenen Netzwerke im Heimatland nicht ersetzen. Selbst für zuvor sehr erfolgreiche Schriftsteller:innen bedeutete die NS-Zeit daher einen Karrierebruch. Das Leben im Exil war meistens ein Leben in Armut.


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9. Juli 1936

Die jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig (l.) und
Joseph Roth (r.) 1936 in Ostende.

Neben dem kommunistischen Journalisten Egon Erwin Kisch hält sich auch der berühmte jüdische Autor Stefan Zweig gleichzeitig mit Irmgard in Ostende auf. Er lädt Joseph Roth ein, aus Brüssel zu ihnen zu stoßen. Der jüdischstämmige Joseph Roth war vor der Machtübernahme der Nazis ein linksliberaler Starautor. Nun ist er mit 41 Jahren schwer alkoholkrank und hat große finanzielle Probleme. Stefan Zweig hofft, ihm in Ostende helfen zu können. Für Irmgard ist die Begegnung mit Joseph ein einschneidendes Erlebnis. Zwischen den beiden beginnt eine problematische Beziehung. Später sagt Irmgard, dass sie beide wohl Angst vor dem Alleinesein hatten.

Juli - Oktober 1936

Joseph Roth mit Freunden in einem Café in Amsterdam.

Gegenüber Arnold beschreibt Irmgard ihr Verhältnis zu Joseph zunächst als rein freundschaftlich und erzählt, wie sie sich gegenseitig zum Arbeiten motivieren. Sie schreibt intensiv an ihrem neuen Roman. Doch am 23. August 1936 gesteht sie Arnold: „Ich bin dem bösen Dämon Roth erlegen. Missversteh mich um Gottes Willen nicht. Er ist kein Mann mehr, nur Geist. Unendlich klug, unheimlich genial, zuweilen bösartig, boshaft. Dunkel u. tragisch. (…) Ich glaube, er mag mich nicht besonders, aber das ist mir egal.“ Die beiden leben gemeinsam im Hôtel de la Couronne, schreiben, verbringen Zeit mit den anderen Exilautor:innen – und trinken große Mengen Alkohol. Im Herbst 1936 beginnen sie, zusammen durch Europa zu reisen.

5. November 1936

Der jüdische Verleger Emanuel Querido gründete 1933 einen eigenen Verlag für deutsche Exilliteratur. Er und seine Ehefrau Jane Querido-Kozijn wurden 1943 in ihrem Versteck verraten und im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Dem neuen Geschäftsführer des Verlags Allert de Lange, Philip van Alfen, enthält „Nach Mitternacht“ plötzlich zu viel „politische Aggressivität“. Irmgard vermutet, dass van Alfen, der auch Geschäfte im Deutschen Reich tätigt, einen „Wink aus Deutschland“ erhalten hat. Von dort aus wird zunehmend Druck auf die Nachbarländer ausgeübt. Philip van Alfen bietet an, Irmgards nächstes Buch zu verlegen, doch sie steht zu ihren Prinzipien.
Nach einer kurzen, heftigen Phase der Verzweiflung wechselt sie zum Verlag des niederländischen Antifaschisten Emanuel Querido. Dort erscheinen ebenfalls Werke namhafter deutscher Exilautor:innen wie Anna Seghers, Theodor W. Adorno, Erich Maria Remarque und der Familie Mann. Unter großer Gefahr werden die Bücher außerdem ins Deutsche Reich geschmuggelt.

Dezember 1936

Ein signiertes Portrait des einst gefeierten österreichischen Autors Joseph Roth, Datum unbekannt.

Joseph ist für eine Vortragsreise nach Polen eingeladen worden. Im Dezember 1936 fährt Irmgard zusammen mit ihm nach Lwów (heute Lwiw in der Ukraine). Die Auswirkungen von Josephs Alkoholsucht werden immer heftiger. Irmgard versucht, Joseph dazu zu bewegen, weniger zu trinken. Sie leidet unter seinen Stimmungswechseln und immer wieder drückt er ihr gegenüber Verachtung aus. Trotzdem bleibt sie bei ihm.

Februar 1937

Rezension von „After Midnight“ im Mansfield News-Journal 1938.

Im Februar 1937 erscheint Irmgards Roman „Nach Mitternacht“. Sie selbst bezeichnet ihn als „richtige[n] Anti-Nazi-Roman“. Die Hauptfigur ist wieder eine lebenslustige junge Frau: Susanne Moder, genannt Sanna. Sie versucht, sich im Alltag des faschistischen Deutschlands im Jahr 1936 zurechtzufinden. Der Stil ist geprägt von Irmgards typischen Gespür für Humor, doch im Laufe der Geschichte wird die Lage für Sanna und ihren Freundeskreis immer bedrohlicher; Denunziation, Mord, Suizid und Flucht bilden den traurigen Höhepunkt. Das Buch erregt großes Aufsehen. Irmgard ist gelungen, was anderen Exilautor:innen unmöglich schien, nämlich ein treffendes Bild des Alltags im Nationalsozialismus. „Nach Mitternacht“ wird in mehrere Sprachen übersetzt und feiert international Erfolge.

Mai 1937

Im Frühjahr 1937 reisen Irmgard und Joseph durch Österreich und anschließend wieder nach Belgien. Offiziell ist Irmgard noch immer mit Johannes verheiratet. Johannes hat die Scheidung bisher nicht eingereicht, obwohl Irmgard ihn in mehreren Briefen mit teils sehr harschen Worten dazu aufgefordert hat. Schließlich gibt er nach. Am 26. Mai 1937 fällt das Scheidungsurteil in Anwesenheit der Anwälte von Irmgard und Johannes. Die Urteilsbegründung zeigt, wie der NS-Staat das Privatleben vollkommen durchdrungen hat: „Die Tatsache, dass sie sich der Volksgemeinschaft nicht einfügen kann und nicht gewillt ist, die hierdurch bedingten persönlichen Opfer zu bringen, sondern dass sie es vorzieht, ihre schriftstellerische Tätigkeit im Ausland auszuüben, nur um sich bei ihren Meinungsäusserungen keinerlei Beschränkungen auferlegen zu müssen, lässt schon für sich allein einen schweren Charaktermangel erkennen.“ Anders als Irmgard hat sich Johannes an das NS-Regime angepasst. Er schreibt Werke, an denen sich die Zensur nicht stört und kann gut von seinem Einkommen als Schriftsteller leben.

Juli 1937

Arnold Strauss, Datum unbekannt.

Irmgard kommt gemeinsam mit Joseph zurück nach Ostende. Die vergangenen Monate haben Spuren an ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit hinterlassen. Sie ist häufig krank, leidet unter Depressionen und kommt mit ihrer Arbeit nicht voran. Immer wieder bittet sie Arnold um Geld. Dessen Geduld ist zum ersten Mal erschöpft. Er rechnet Irmgard in einem Brief vor, wie viel Geld er ihr bereits geschickt hat und fordert sie auf, endlich zu ihm in die USA zu kommen: „Wenn du noch einen [Roman] mehr in Europa schreibst, verklage ich Dich auf Rückzahlung aller gesandten Gelder anstelle weiterer Sendungen.“ Irmgard schreibt ihm wütend zurück, dass sie sich nicht drohen lasse, beginnt nun aber ernsthaft damit, ihre Reise über den Atlantik zu planen.

Januar 1938

„Das bin ich wirklich; böse, besoffen, aber gescheit“,
steht unter Mies Blomsmas Portrait von Joseph Roth, das 1938 in Paris entstand.

Im Januar 1938 verlässt Irmgard Joseph, nachdem sie Silvester noch gemeinsam in Paris verbracht haben. Als Grund nennt sie später seine krankhafte Eifersucht: „Roth hatte das Bestreben, einen Menschen in seine Bestandteile zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen, um sie mit Haut und Haar zu besitzen. (…) Durch den Alkohol verstärkte sich diese Tendenz noch bei ihm, so dass er mich zum Schluss nicht mehr aus den Fingern ließ.“ Obwohl sie zunächst große Erleichterung über die Trennung verspürt, braucht Irmgard Zeit und Abstand. Sie fährt nach Nizza.

Februar 1938 - April 1938

Irmgard Keun in Nizza 1938.

In Nizza lernt Irmgard Heinrich Mann kennen, den älteren Bruder von Thomas Mann, der gemeinsam mit seiner Partnerin Nelly Kröger dort im Exil lebt. Irmgard schafft es außerdem, sich im italienischen Bordighera mit ihrer Mutter zu treffen. Das Schiff, das sie nach New York bringen sollte, legt ohne sie ab. Noch einmal vertröstet sie Arnold.
Währenddessen erscheint ihr neuer Roman „D-Zug dritter Klasse“. In der Geschichte um sieben Personen, die auf einer Zugfahrt von Berlin nach Paris im selben Abteil sitzen, hat Irmgard ihre Erlebnisse im Exil und die Beziehung zu Joseph Roth verarbeitet. Ihre Zeitgenoss:innen kritisieren das Werk als misslungen. Es passt nicht in die panische Stimmung, die sich seit dem “Anschluss” Österreichs unter den Exilant:innen breit macht.

Mai - Juli 1938

Irmgard Keun in Virginia Beach 1938.

Mitte Mai 1938 ist es endlich soweit: Irmgard reist mit dem Schiff von Rotterdam nach New York und von dort weiter nach Virginia Beach zu Arnold. Sie hat nur ein zeitlich begrenztes Touristenvisum. Die Verhältnisse, in denen Arnold lebt, bilden einen heftigen Kontrast zu Irmgards Leben im europäischen Exil. Wie von ihr befürchtet, passt sie nicht in das kleinbürgerliche Umfeld. In der Metropole New York, wo sie in der Literaturszene als Autorin von „Nach Mitternacht“ bzw. „After Midnight“ bekannt ist, scheint es ihr deutlich besser zu gefallen. Als sie im Juli 1938 dort wieder das Schiff nach Rotterdam besteigen muss, fällt ihr der Abschied schwer.

Oktober 1938

Jüdische Geflüchtete an Bord der St. Louis, denen die Einreise nach Kuba und in die USA verwehrt wurde. Die bürokratischen Hürden zur Einwanderung waren sehr hoch.

Zurück in Europa bemüht sich Irmgard um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis für die USA. Arnold unterstützt sie dabei, indem er Briefe an die zuständigen Behörden schreibt und für Irmgard bürgt. Die Stimmung in den Niederlanden und Belgien wird immer ängstlicher, als Nazideutschland Teile der Tschechoslowakei besetzt. Vom Hochgefühl der Anfangszeit in Ostende ist nichts mehr übriggeblieben und das Leben im Exil beginnt, Irmgard zu zerreiben.

Dezember 1938

In Amsterdam, wo Irmgard nun auch lebt, erscheint ihr neues Buch „Kind aller Länder“. Die Erzählerin ist die zehnjährige Kully, die mit ihren Eltern auf der Flucht vor den Nazis ist. Auf der Suche nach Sicherheit und einem Einkommen reist die Familie ständig umher. Die Stationen decken sich mit Irmgards eigenen Exilreisen und die Geschichte vermittelt authentisch das Gefühl der Heimatlosigkeit. Aus Kullys kindlicher Sicht ist die Familie nach der gescheiterten Auswanderung in die USA wieder glücklich in Amsterdam vereint – doch für die Leser:innen ist die Lebensgefahr zwischen den Zeilen deutlich geworden.

27. Mai 1939

„Hier hat von 1937 bis 1939 der gefeierte österreichische Schriftsteller Joseph Roth gewohnt. Hommage seiner österreichischen Freunde“, steht auf der Wandtafel am letzten Wohnort von Joseph Roth in der Rue de Tournon in Paris.

Joseph Roth stirbt in Paris an den Folgen seiner Alkoholsucht.

September 1939

Deutsche Soldaten marschieren nach der Besetzung Polens 1939 durch Warschau.

Am 1. September 1939 überfällt die deutsche Wehrmacht das Nachbarland Polen. Zwei Tage später erklären England und Frankreich Deutschland den Krieg. Für Irmgard und die anderen Exilant:innen ist schon längst klar geworden, dass sie in Europa nicht vor den Nazis sicher sind. Irmgard wirft Arnold vor, dass er „alles so korrekt und legal wie möglich“ angehen will und ihr davon abrät, erneut mit einem befristeten Visum in die USA zu reisen. „Jetzt sitzen wir hier in diesem Hexenkessel und es ist mir noch schleierhaft, wie wir uns da rauswürgen sollen“, schreibt sie ihm. Arnolds Eltern sind inzwischen aus Deutschland nach Den Haag geflohen und wollen ebenfalls so schnell wie möglich in die USA auswandern. Zusätzlich macht sich Irmgard große Sorgen um ihre eigenen Eltern in Deutschland, vor allem um ihre Mutter.

Weihnachten 1939

Arnold, Lucy und Arthur Straus (vorne) mit ihrer Hausangestellten und deren Verlobten (hinten) vor ihrer Flucht aus Deutschland.

Für eine kurze Zeit nähern sich Arnolds Eltern Lucy und Arthur Strauss und Irmgard, deren Verhältnis immer eher unterkühlt war, einander an. Irmgard verbringt Weihnachten 1939 bei ihnen in Den Haag. Die gemeinsamen Bemühungen um die Auswanderung scheinen sie zusammenzuschweißen. Doch mit jedem gescheiterten Anlauf um ein Visum wird die Stimmung verzweifelter. Irmgards Psyche leidet schwer, wie sie Arnold schreibt: „Mein Herz war in einem ganz traurigen Zustand, und ich war so matt, dass ich kaum noch die Hand heben und sprechen konnte. Alles, was ich sah und hörte, regte mich bis zum Wahnsinn auf, und ich wurde fast von Sekunde zu Sekunde empfindlicher. Ich hatte Angst, allein zu sein, aber sobald ich mit Menschen zusammen war, konnte ich sie nicht ertragen.

März 1940

Marjory Spindle und Arnold Strauss als Verlobte 1941.

Im Frühjahr 1940 kommt es zum Bruch zwischen Irmgard und Arnold, der über Jahre zu ihr gestanden und in der Ferne auf sie gewartet hat. Arnolds Eltern haben schon lange versucht, ihren Sohn zur Trennung von Irmgard zu überzeugen. Nun haben sie und weitere Menschen aus ihrem Umfeld noch einmal warnende Worte über Irmgards angebliche Lügen, ihre Unzuverlässigkeit, ihre verwahrloste Kleidung und ihren Alkoholkonsum an ihn geschrieben. Möglicherweise hat auch Irmgards Besuch in Virginia etwas an der Beziehung verändert. Hinzu kommt, dass Arnold im Sommer 1939 die Pianistin, Kunsthistorikerin und Menschenrechtsaktivistin Marjory Spindle kennengelernt hat. Er beendet die Beziehung zu Irmgard und schickt ihr kein Geld mehr.

10. Mai 1940

Die Wehrmacht beim Einmarsch in Rotterdam im Mai 1940.

Am 10. Mai 1940 marschiert die deutsche Wehrmacht in die Niederlande ein und besetzt sofort die wichtigsten Ziele. Nach wenigen Tagen muss die niederländische Regierung kapitulieren. Irmgard flieht Hals über Kopf aus Amsterdam und taucht in Den Haag unter. Die Verlage Querido und Allert de Lange werden von den Nazis zerschlagen, alle ihre Exilbücher verboten, beschlagnahmt und vernichtet.

16. August 1940

Am 16. August 1940 meldet die britische Tageszeitung „The Daily Telegraph“ unter dem Titel „Suicide of Two German Writers“, dass Irmgard sich in Amsterdam das Leben genommen habe, um den Nazis zu entkommen: „Word has been received in New York that two of Germany’s leading authors have committed suicide to escape capture by the Nazis. (…) Fraulein Irmgard Keun, the novelist, is stated to have taken her life at Amsterdam.“ Wie es zu der Falschmeldung kommt, ist unklar. Im Deutschen Reich wird sie jedoch schadenfroh zitiert und kommentiert mit: „Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.“ Viele in Deutschland glauben also, dass Irmgard tot ist, und das ist nun ihr Vorteil.

September 1940

Im April 1942 wurde in den Niederlanden
eine Zwangskennzeichnung für Jüdinnen:Juden eingeführt.

Lucy und Arthur Strauss suizidieren sich in Den Haag angesichts ihrer drohenden Deportation durch die Nationalsozialist:innen. Wann und wie Irmgard davon erfährt, ist unbekannt, denn die beiden haben die Verbindung zu ihr endgültig gekappt. Irmgard plant, nach Deutschland zurückzukehren. Nichts hält sie mehr in den von den Nazis besetzten Niederlanden. Als Hilferuf schreibt sie einen Brief an ihren Ex-Mann Johannes. Sie berichtet von Wut, Zusammenbrüchen und Alkoholexzessen. Auch an Arnold schreibt sie verzweifelt, welche Angst sie allein hat.

Herbst 1940

Das heimlich aufgenommene Foto zeigt deutsche Soldaten
in Den Haag.

Irmgard schafft es, von einem Polizisten namens Joseph Priehl einen neuen Pass zu erhalten. Er läuft auf den Namen Charlotte Tralow, also Irmgards zweiten Vornamen und den Nachnamen von Johannes. Mit diesem Ausweis reist Irmgard zurück über die Grenze nach Deutschland. Dort findet sie Zuflucht bei ihren Eltern sowie Freund:innen und Bekannten in verschiedenen Städten.

1943

Das Grab der Familie Keun auf dem Melatenfriedhof in Köln im Jahr 2025.

Bombenangriffe auf Köln beschädigen das Wohnhaus der Familie Keun. Irmgard und ihre Eltern kommen in einem Hotel in Bad Hönningen am Rhein unter. Dort erreicht sie die Nachricht, dass Irmgards Bruder Gerd an der Ostfront gestorben ist. Er hatte sich kurz zuvor von seinen nationalsozialistischen Überzeugungen distanziert. Die Trauer bringt Irmgard und ihren Vater wieder näher zusammen. Sie beschließt, bei ihren Eltern zu bleiben.

1944

Köln in Trümmern vor der Kulisse des Kölner Doms.

Die Bombenangriffe auf Köln werden im Jahr 1944 immer heftiger. Auch die Umgebung wird zum Ziel der alliierten Flieger. In einem langen Brief an eine Freundin beschreibt Irmgard die ständigen Alarme, ihre Todesangst, die sie kaum noch schlafen lässt, und wie sehr sie auf Frieden hofft: „Ich hänge verbissen an einem Leben, das kommt – ohne Krieg und ohne Flieger, und ich verspreche mir viel davon. Ich rechne mit Traurigkeiten, Enttäuschungen, Depressionen – trotzdem …“ Häufig betäubt sie sich mit dem süchtig machenden Schlafmittel Phanodorm.

1945

Der Kölner Hohenzollernring in der frühen Nachkriegszeit.

Wie der Großteil der Bevölkerung ist Irmgard im März 1945 erleichtert über den Einmarsch der US-amerikanischen Truppen in Köln und das Ende der Fliegerangriffe. Sie und ihre Eltern werden notdürftig untergebracht, denn ihr Haus ist unbewohnbar. Als „wirr und unwirklich“ beschreibt sie die Zeit, in der der Krieg zwar vorbei ist, doch der Kampf ums Überleben weitergeht: „Nichts zu essen. Keine Möbel, keine Kleider, keine Wäsche. Alles aber auch alles restlos verloren. Kaputte Schuhe, ganz schäbig und abgerissen. Keine Wohnung. Die Eltern so hilflos.

1946

Ein CARE-Paket, das im Jahr 1947 aus den USA
nach Westdeutschland verschickt wurde.

Ein Jahr nach der Befreiung Kölns, im März 1946, zieht Irmgard wieder in ihr ausgebranntes Elternhaus in der Eupener Straße in Köln-Braunsfeld. Es ist jedoch nur sehr notdürftig repariert und der Alltag dreht sich darum, die notwendigsten Dinge zu beschaffen. Im Laufe des Jahres ziehen auch ihre Eltern wieder ein und die Familie ist froh, nicht mehr mit fremden Menschen eine Notunterkunft teilen zu müssen. Die totgeglaubte Irmgard nimmt wieder Kontakt zu befreundeten Schriftsteller:innen auf. Sie helfen ihr, von verschiedenen Stellen Care-Pakete zu erhalten, die ihr und ihren Eltern das Überleben sichern.

1947

Die Entnazifizierungsbehörde hat 1947 gegenüber Irmgard Keun keine Einwände.

Der Intendant des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) Max Burghardt sucht Irmgard in ihrer „Ruine“ auf und überredet sie, für das Radio Sketche und satirische Texte zu schreiben. Er und andere, die Irmgard besuchen, sind entsetzt von dem Zustand des Hauses, in dem sie lebt. Doch was Irmgard selbst viel mehr stört, ist die Gesellschaft des Nachkriegsdeutschlands, die sie mit Argusaugen beobachtet. Es widert sie an, dass weiterhin Nazis hohe Ämter bekleiden und keine Not leiden. Auch in der Masse der Bevölkerung sieht Irmgard keinen Willen zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen: „Etwas Unpopuläreres als einen ‘Politisch Verfolgten’ oder ehemaligen Konzentrationslager-Häftling ist kaum denkbar. Erstens sind sie meistens arm, wie sollten sie’s nicht sein?, und arme Leute sind immer unbeliebt, und außerdem müsste man eigentlich ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, und das erweckt Abwehr und Hass. (…) Und hinzu kommen märchenhafte Korruption, wahnwitzige Gerichtsurteile, stinkende Ungerechtigkeiten, absurd und zutiefst unbegreiflich.“ Im Jahr 1947 erscheint „Bilder und Gedichte aus der Emigration“, Irmgards einzige autobiografische Veröffentlichung und ihr einziger Gedichtband.

1950

Irmgard Keun in ihrer Wohnung im Jahr 1950.

Irmgards neuer Roman „Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen“ erscheint 1950. Die Geschichte ist eine Satire auf die Wiederaufbau-Gesellschaft und die Hauptfigur eine Hommage an Arnold, der ihr ins Exil das Kinderbuch über den freundlichen Stier Ferdinand schickte. Anders als die Episoden aus „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“, die in den letzten Jahren in Zeitungen zu lesen und im Radio (vorgelesen von Irmgard selbst) zu hören waren, wird „Ferdinand“ kein Erfolg. Wie die anderen ehemaligen Exilautor:innen leidet Irmgard darunter, keine Beachtung von der Literaturszene zu erhalten. Gesellschaftskritik, vor allem so scharf formuliert wie von Irmgard, ist nicht erwünscht. Es wird ihr letzter Roman sein.

3. Juli 1951

Irmgard Keun mit Tochter Martina im Jahr 1953.

Am 3. Juli 1951 bringt Irmgard im Kölner St. Anna-Hospital ihre Tochter Martina Charlotte zur Welt. Wer der Erzeuger des Kindes ist, hält sie geheim – in dieser Zeit ein kleiner Skandal. Daran stört der Schriftsteller Erich Kästner sich nicht. Er beglückwünscht Irmgard zur Geburt und schreibt ihr: „Ich freue mich, dass Ihnen das Kind schon jetzt Freude macht, und hoffe, dass es eines Tages, auf dem Umwege über Ihre charmante Art zu schreiben, auch uns Vergnügen bereiten wird.“ Doch Irmgard schreibt nur noch kleine Beiträge für Feuilletons und erfreut sich privat an ihrer neuen Rolle als Mutter.

1953 - 1962

Eidesstattliche Erklärung der Journalistin Ria Hans
über Irmgard Keuns Zeit in der Illegalität.

Bereits kurz vor Martinas Geburt hat Irmgard einen formlosen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt. Wie in Wiedergutmachungsverfahren üblich, passiert zunächst nicht viel, obwohl Irmgard als politisch Verfolgte von der Stadt Köln anerkannt ist. Ab 1953 bemüht sie sich verstärkt darum, eine Entschädigung zu erhalten. Sie reicht zusätzlich zu ihren eigenen Angaben eidesstattliche Erklärungen von Freund:innen wie den Journalist:innen Ria Hans (Bayerischer Rundfunk) und Herbert Steinthal („Politiken“ in Kopenhagen) ein. Irmgard beantragt Entschädigung für Schäden an Gesundheit, beruflichem Fortkommen, Freiheit und Vermögen nach Bundesentschädigungsgesetz (BEG). In den Jahren 1957 und 1961 schließt das Land NRW mit ihr zwei Vergleiche, in denen Irmgard ungewöhnlich hohe Summen zugesprochen werden. Als ihr im Mai 1962 ein Restbetrag ausgezahlt werden soll, ist ihr die Mündigkeit entzogen worden, wahrscheinlich aufgrund ihrer Suchterkrankung. Das Geld konnte sie nicht heilen.

Wiedergutmachung für Irmgard Keun

Irmgard Keuns Antrag auf Wiedergutmachung nach BEG.
Irmgard Keuns Antrag auf Wiedergutmachung nach BEG.

Irmgard erhielt bei dem Vergleich vom 1. März 1957 eine einmalige Abfindung von 82.300 DM für Schäden an Freiheit, Vermögen und beruflichem Fortkommen. Das ist eine extrem hohe Summe, heute wären es über 200.000 €. Gut 4.500 DM, die Irmgard als Vorschuss bzw. Darlehen erhalten hatte, wurden einbehalten.

Den größten Anteil machte der Schaden am Vermögen aus. Irmgard listete für ihren Antrag auf, welche Möbel, Kunstwerke, Kleidungs- und Schmuckstücke sie durch ihre Flucht verloren hatte. Dafür sprach die Behörde ihr 60.000 DM zu. So viel Geld nur auf Grundlage von eidesstattlichen Erklärungen, ohne weitere Belege über den Besitz und Verlust der Gegenstände, war in Wiedergutmachungsverfahren absolut unüblich. Ehemalige KZ-Häftlinge erhielten nur 5 DM pro Tag KZ-Haft und selbst dafür mussten zwingend Belege erbracht werden. Warum Irmgard im Vergleich zu unzähligen anderen NS-Verfolgten bevorzugt behandelt wurde, lässt sich nur mutmaßen. Ein Grund könnte sein, dass sie in Köln noch immer eine bekannte Persönlichkeit war. Außerdem war sie mit einflussreichen Menschen vernetzt. Als Zeugin bei der Verhandlung über den Vergleich sagte Mechthild Böll, die Schwester des Schriftstellers Heinrich Böll, für sie aus.


MEHR LESEN

1962

Das Grab der Familie Keun auf dem Melatenfriedhof
in Köln im Jahr 2025.

Irmgards Vater Eduard ist bereits seit sieben Jahren tot, als im Herbst 1962 ihre Mutter Elsa im Alter von 90 Jahren stirbt. Irmgard hat sich bis zum Schluss um sie gekümmert. Doch immer wieder hat sie durch Alkoholsucht und Medikamentenmissbrauch starke körperliche und psychische Probleme. Nach dem Tod ihrer Mutter scheint sie völlig in eine Abwärtsspirale zu geraten.

1965 - 1966

Irmgard Keuns Elternhaus in Köln-Braunsfeld im Jahr 2025.

Irmgard ist wohl aus finanziellen Gründen gezwungen, ihr Elternhaus in Köln-Braunsfeld, das rund 50 Jahre lang im Familienbesitz war, zu verkaufen. Bald danach wird sie mit der Diagnose „chronische Arzneimittelintoxikation“ in die geschlossene psychiatrische Abteilung des Rheinischen Landeskrankenhauses in Bonn eingewiesen. Die 15-jährige Martina lebt von nun an in einem Internat.

1966 - 1972

Luftbild der Gebäude der ehemaligen Rheinischen Landesklinik in Bonn, heute LVR-Klinik, aus dem Jahr 2014.

Eine richtige Therapie bekommt Irmgard nur zu Beginn ihres Aufenthaltes in der geschlossenen Psychiatrie. Als ihre schlimmsten Symptome nachlassen, bleibt die Klinik ihr Wohnort. Sie erscheint den behandelnden Ärzt:innen als zu labil, um allein zurechtzukommen. Irmgard hat in der Klinik mehr Freiheiten als die meisten anderen Patient:innen, doch ein wirklich eigenständiges Leben, wie es Irmgard immer wichtig war, ist hier nicht möglich.

23. Dezember 1972

Irmgard Keun beim Verlassen der Landesklinik
in Bonn im Dezember 1972.

Am 23. Dezember 1972 wird Irmgard aus dem Landeskrankenhaus in Bonn entlassen. Der Kölner Fotograf Jochen Dziedzic schießt Fotos von ihr vor dem Eingang, denn: Irmgard ist in der Klinik von dem Sohn eines alten Freundes erkannt worden, der daraufhin ihr früheres Netzwerk und die Presse aktivierte, um Irmgards Entlassung zu erreichen. Von ihrer Freundin Anneliese Schreiber erhält sie Unterstützung, um sich wieder an das Leben außerhalb der Klinik zu gewöhnen. Bei ihr in Bad Godesberg wohnt sie zunächst.

1975 - 1977

Irmgard Keun bei einer Lesung im Jahr 1979.

Durch neue Beiträge über Irmgards Leben und ihre Bücher tritt sie langsam aber sicher zurück in die Öffentlichkeit. Im Jahr 1975 gibt sie eine erste Lesung in Köln. Der Journalist Jürgen Serke verfasst 1977 für den „Stern“ die Reihe „Verbrannte Dichter“, in der auch Irmgards Biografie erzählt wird. Im selben Jahr zieht Irmgard zurück nach Köln.

1979 - 1981

Irmgard Keun (mitte) mit Produzentin Regina Ziegler (rechts) und Hauptdarstellerin Désirée Nosbusch am Filmset von „Nach Mitternacht“ 1981.

Der Claassen-Verlag legt Irmgards sämtliche Romane 1979 neu auf. Das Interesse an ihrer Person ist nun riesig. Sie gibt laufend Interviews, auch für ausländische Journalist:innen. Ihre Bücher sind plötzlich in der Forschung wieder von Bedeutung, einerseits als NS-Exilliteratur, andererseits für die feministische Literaturwissenschaft. Im Jahr 1981 wird „Nach Mitternacht“ verfilmt. Ähnlich wie vor fast 50 Jahren, als „Gilgi“ und „Das kunstseidene Mädchen“ erschienen sind, genießt Irmgard die Aufmerksamkeit zwar, versteht sie aber nicht so ganz. Ihr Lektor Klaus Antes sagt über diese Zeit später: „[Sie] hat sich selbst kaum akzeptiert und so maß sie auch der Resonanz ihres Werkes keine besondere Bedeutung bei. (…) Auf semantische Expertisen reagierte sie mit Floskeln: ‚Ganz, wie Sie meinen’ und ‚Zu viel der Ehre’, nickte freundlich, schüttelte Hände, war zugleich an- und abwesend.

5. Mai 1982

Irmgard Keun um 1980

Irmgard Keun stirbt im Alter von 77 Jahren in Köln an Krebs. Neben ihren Eltern und ihrem Bruder ist sie auf dem Melatenfriedhof begraben. Von ihrer Autobiografie mit dem Titel „Kein Anschluss unter dieser Nummer“, die sie angekündigt und aus der sie Freund:innen bereits vorgelesen hat, wird kein Manuskript gefunden.

Autorin: Alina Besser

Vielen Dank: Wir danken Michael Bienert, der uns hilfsbereit und zuvorkommend die Ergebnisse seiner umfassenden Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Dankeschön an Martina Keun-Geburtig für ihre Unterstützung auf den Spuren ihrer Mutter.

Hinweis:
Trotz großer Recherchebemühungen ist es uns nicht gelungen, für einige der verwendeten Bilder Urheber:innen bzw. Rechteinhaber:innen ausfindig zu machen. Sollten Sie Rechte an einem der verwendeten Bilder innehaben, melden Sie sich bitte bei uns unter info@nsberatung.de.

WEITERE FÄLLE

Alexandra
Povòrina

Ingelore
Prochnow

Michele
Riggi

Ernst
Stojaspal

PRIMÄRQUELLEN

Briefe von Irmgard Keun siehe Sekundärliteratur

Entnazifizierung Irmgard Keun, Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, NW 1049 NR. 17955.

Personalakte Irmgard Tralow, Reichsschrifttumskammer, Bundesarchiv, R 9361-V/11455.

Wiedergutmachung Irmgard Keun, Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, BR 3005 Nr. 9675.

ONLINEQUELLEN

Digitale Bibliothek verbrannter Bücher, Moses Mendelssohn Zentrum:
verbrannte-buecher.de

Irmgard Keun – Dichter dran!, WDR 2023:
ardmediathek.de

Künste im Exil, virtuelle Ausstellung und Netzwerk:
kuenste-im-exil.de

Literatur im NS-Regime, Artikel in LeMO, Deutsches Historisches Museum:
dhm.de

SEKUNDÄRLITERATUR

Arend, Stefanie / Martin, Ariane (Hrsg.), Irmgard Keun 1905 / 2005. Deutungen und Dokumente, Bielefeld 2005.

Beutel, Heike / Hagin, Anna Barbara (Hrsg.), Irmgard Keun. Zeitzeugen, Bilder und Dokumente erzählen, Köln 1995.

Bienert, Michael (Hg.), Irmgard Keun. Man lebt von einem Tag zum andern. Briefe 1935 – 1948, Berlin 2021.

Häntzschel, Hiltrud, Irmgard Keun, Reinbek bei Hamburg 2001.

Kreis, Gabriele / Strauss, Marjory S. (Hrsg.), Irmgard Keun. Ich lebe in einem wilden Wirbel. Briefe an Arnold Strauss 1933 bis 1947, Düsseldorf 1988.

Marchlewitz, Ingrid, Irmgard Keun. Leben und Werk, Würzburg 1999.

BILDQUELLEN

Allert de Lange Prospekt 1933

Allert de Lange Verlag, Prospekt 1933, Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, HK B 2708.

Arnold Strauss 1930

Autor:in unbekannt, Arnold Strauss 1930, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Arnold Strauss 1934

Autor:in unbekannt, Arnold Strauss 1934, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Arnold Strauss ohne Datum

Autor:in unbekannt, Arnold Strauss, Datum unbekannt, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Arnold Strauss und Marjory Spindle 1941

Autor:in unbekannt, Marjory Spindle und Arnold Strauss, 1941, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Artikel in „Das Leben“ April 1933 Ausschnitt

Carlotine / von Bergen, Ruth, Irmgard Keun eine von uns …, in: Das Leben 10.1932/33, H.10, April (Ausschnitt S.15), Verlag nicht ermittelbar, online verfügbar: arthistoricum.net.

Buchcover Allert de Lange Verlag Amsterdam 1934

Urban, Paul, Buchcover „Geschichten aus sieben Ghettos“, Verlag Allert de Lange 1934, public domain, online verfügbar: wikimedia.org.

Bücherverbrennung Berlin 1933 Sammlung der Bücher

Autor:in unbekannt, Berlin, Bücherverbrennung, 1933, Bundesarchiv Bild 183-B0527-0001-776, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Bücherverbrennung Hamburg 1933

Joseph Schorer, Bücherverbrennung, Hamburg 1933, gemeinfrei, online verfügbar:
wikimedia.org.

Der Kölner Hohenzollernring in der frühen Nachkriegszeit

WDR Digit/hibächt, Geschäftigkeit, 1940er Jahre, online verfügbar unter:
digit.wdr.de.

Deutsche Besatzung in Den Haag_1

Huizinga, Menno, Huizinga collectie Duitse overgave, Datum unbekannt, NIOD 217066, public domain, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Deutsche Soldaten in Warschau 1939

Jaeger, Hugo, German soldiers parade through Warsaw to celebrate the conquest of Poland, United States Holocaust Memorial Museum Nr. 09866, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park, public domain, online verfügbar:
collections.ushmm.org.

Einlieferung von Regimegegnern in das KZ Oranienburg

Scherl Bilderdienst, Einlieferung von Regimegegnern in das KZ Oranienburg, 1. August 1933, Deutsches Historisches Museum, F 55/1416, online verfügbar:
dhm.de.

Emanuel Querido Passfoto 1920er

Autor:in unbekannt, Emanuel Querido, gemeinfrei, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Entnazifizierung_LAV_NRW_R_NW_1049-17955_0002 bis 0008

Akte Entnazifizierung Irmgard Keun, Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, NW 1049 NR. 17955, CC-BY-SA.

Familie Strauss um 1934

Autor:in unbekannt, Familie Strauss in ihrem Garten in Barmen 1934, Datum unbekannt, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Flugblatt Bücherverbrennung Würzburg 1933

Linde, Gerhard, Flugblatt „Studenten und Bürger Würzburgs!“, 1933, gemeinfrei, online verfügbar:
wikipedia.org.

Frankfurter Zeitung 1936

Frankfurter Zeitung, 12.2.1936, Digitalisierung Goethe Universität Frankfurt am Main, gemeinfrei, online verfügbar:
sammlungen.ub.uni-frankfurt.de.

Grab Familie Keun Melatenfriedhof Köln 2025

Besser, Alina, Grab Familie Keun Melatenfriedhof Köln 2025, © Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.

Hanns Johst

Autor:in unbekannt, Hanns Johst, 1933, Bundesarchiv, Bild 183-2007-1010-501, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Hans Friedrich Blunck

Autor:in unbekannt, Hans Friedrich Blunck, ohne Datum, Archiv der Akademie der Künste Foto-PrAdK 882, CC BY-NC-ND 4.0, online verfügbar:
archiv.adk.de.

Hermann Kesten und Walter Landauer

Hermann Kesten und Walter Landauer, vermutlich in einer Fotobox in Berlin, Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, HK F 37.

In der Klasse 1910er

Autor:in unbekannt, “In der Klasse” 1910er, Copyright WDR Digit/overland, online verfügbar:
digit.wdr.de.

Inhalt eines CARE-Pakets 1947

Autor:in unbekannt, Inhalt eines CARE-Paket, Bundesarchiv Bild 183-S1207-502, BY-SA 3.0 DECC , online verfügbar: commons.wikimedia.org.

Irmgard Keun 1950 Peter Fischer

Fischer, Peter, Irmgard Keun 1950, © Max Fischer.

Irmgard Keun Anfang 1930er (3 Fotografien)

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun Anfang 1930er, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers

Irmgard Keun Mahnmal Bücherverbrennung Bonn 2015

Kirch, Alexander Axel, Buchdenkmal-marktplatz-bonn-keun, 2015, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Irmgard Keun bei einer Lesung 1979

Stachowski, Brigitte / Kölnische Rundschau, Irmgard Keun bei einer Lesung 1979,
grevenarchivdigital.de, KR_01_0031728_r.

Irmgard Keun beim Verlassen der Klinik 1972

Dziedzic, Jochen / Kölnische Rundschau, Irmgard Keun beim Verlassen der Landesklinik 1972, grevenarchivdigital.de, KR_01_0031726_r.

Irmgard Keun in Nizza

OTFW / wikimedia, Gedenktafel Meinekestr 6 Irmgard Keun, 2008, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Irmgard Keun in Ostende um 1936

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun in Ostende um 1936, mit freundlicher Genehmigung von Martina Keun-Geburtig.

Irmgard Keun in Virginia 1938

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun in Virginia Beach, 1938, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Irmgard Keun mit Bruder Gerd 1913

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun mit Bruder Gerd 1913, mit freundlicher Genehmigung von Martina Keun-Geburtig.

Irmgard Keun mit Regina Ziegler und Desiree Nosbusch

picture alliance / dpa, Irmgard Keun’s Roman „Nach Mitternacht“ wurde verfilmt, 1981.

Irmgard Keun um 1909

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun um 1909, mit freundlicher Genehmigung von Martina Keun-Geburtig.

Irmgard Keun um 1980_2

Dziedzic, Jochen / Kölnische Rundschau, Irmgard Keun um 1980, grevenarchivdigital.de, KR_01_0031735_r + KR_01_0031747_r.

Irmgard Keun und Tochter Martina 1953

Fischer, Peter, Irmgard Keun und Tochter Martina 1953, © Max Fischer.

Irmgard Keun um 1930

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun mit Schreibzeug unter dem Arm, um 1930, mit freundlicher Genehmigung von Martina Keun-Geburtig.

Irmgard Keun um 1934

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun in Moselkern um 1934,, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Irmgard Keuns Das Mädchen mit dem die Kinder nicht verkehren durften Erstausgabe

Murr, Jürgen, „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ von Irmgard Keun, Erstausgabe 1936, mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Murr, Göppinger Antiquariat, goeppinger-antiquariat.de.

Irmgard Keuns Elternhaus Köln-Braunsfeld 2025

Besser, Alina, Irmgard Keuns Elternhaus Köln-Braunsfeld 2025, © Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.

Johannes Tralow 1959

Loos, Erica, Portrait Johannes Tralow, 1959, ©Mathias Michaelis, Digitalisat DLA Marbach, online verfügbar:
dla-marbach.de.

Joseph Roth Portrait mit Unterschrift

Autor:in unbekannt, Signed portrait of Joseph Roth, Leo Baeck Institute, Joseph Roth Collection AR 1764, F 2924A, online verfügbar:
digipres.cjh.org.

Joseph Roth Wandtafel Paris

Mu / Wikimedia, Plaque Joseph Roth, 18 rue de Tournon, Paris 6,
CC-BY-SA 3.0, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Joseph Roth Zeichnung Mies Blomsma 1938

Blomsma, Mies, Zeichnung von Joseph Roth in Paris, 1938, gemeinfrei.

Joseph Roth und Freunde in Amsterdam 1936

Autor:in unbekannt, Joseph Roth: [farewell from Amsterdam], 1936, Leo Baeck.

Köln in Trümmern

WDR Digit/hibächt, Köln in Trümmern, 1940er Jahre, online verfügbar:
digit.wdr.de.

Köln um 1900

Autor:in unbekannt, Postkarte Köln Fischmarkt um 1900, public domain,
online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

LVR-Klinik Bonn Luftbild 2014

Wolkenkratzer/Wikimedia, Bonn-487-LVR-Klinik Bonn, 2014, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar:
commons.wikimedia.org.

Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums 1935

Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums, Reichsschrifttumskammer Oktober 1935, Digitalisat ULB Münster 2014, public domain, online verfügbar:
sammlungen.ulb.uni-muenster.de.

Mitgliedsantrag RSK 1936

Mitgliedsantrag RSK 1936,
BArch R 9361-V/11455 22r, online verfügbar: invenio.bundesarchiv.de.

MS St. Louis 1939

Autor:in unbekannt, Jewish refugees aboard the MS St. Louis attempt to communicate with friends and relatives in Cuba, 3.6.1939, United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park, public domain, online verfügbar:
collections.ushmm.org.

Nach Mitternacht Rezension Mansfield News Journal 1938-03-24

The Mansfield News-Journal, Ausgabe vom 24.3.1938, Ausschnitt S. 17, online verfügbar: archive.org.

Ostende Steg um 1925

Autor:in unbekannt, Ansichtskarte von Ostende, um 1925.

Ostende-Brüssel-Express Eisenbahn

Autor:in unbekannt, Ansichtskarte Ostend-Brussels Express, ohne Datum.

Rotterdam, Einmarsch motorisierter deutscher Truppen

Autor:in unbekannt, Rotterdam, Einmarsch motorisierter deutscher Truppen, Mai 1940, Bundesarchiv, Bild 183-L04290, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: commons.wikimedia.org.

Stadttheater Köln 1896

Autor:in unbekannt, Stadttheater Köln 1896, gemeinfrei, online verfügbar:
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Stenografie Symbolbild

Fritz Specht, Die Schrift und ihre Entwicklung zur modernen Stenographie, 1923, gemeinfrei, online verfügbar:
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Strassburger neueste Nachrichten 16. Dezember 1934 Reklame für „Eine von uns“

Strassburger neueste Nachrichten: General-Anzeiger für Strassburg und Elsass-Lothringen vom 16.12.1934, Digitalisat Bibliothèque nationale de France, online verfügbar:
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Wiedergutmachung Irmgard Keun Antrag

Wiedergutmachung Irmgard Keun, Antrag vom 30.3.1954, LAV NRW R, BR 3005 Nr. 9675.

Wiedergutmachung Irmgard Keun Erklärung Hans

Wiedergutmachung Irmgard Keun, Erklärung Ria Hans, LAV NRW R, BR 3005 Nr. 9675

Zwangskennzeichnung für niederländische Juden

Jodenster. 1942. Nederland, Museon Museum Den Haag, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar:
wikipedia.org.

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Berlin, Strandbad Wannsee

Autor:in unbekannt, Berlin, Strandbad Wannsee, Wasserrutsche, 1926, Bundesarchiv, Bild 102-00650, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Berlin 1928

Autor:in unbekannt, Berlin, „Graf Zeppelin“ über der Siegessäule, Bundesarchiv Bild 102-06615, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: ullstein.de.

Bertolt Brecht

Kolbe, Jörg, Bertolt Brecht, 1954, Bundesarchiv, Bild 183-W0409-300, CC BY-SA 3.0 DE, online verfügbar: wikimedia.org.

Das kunstseidene Mädchen Cover Ullstein

Irmgard Keun, Das kunstseidene Mädchen, Neuauflage Ullstein Verlag, ullstein.de.

Deutsche Besatzung in Den Haag_1

Huizinga, Menno, Huizinga collectie Duitse overgave, Datum unbekannt, NIOD 217066, public domain, online verfügbar: wikimedia.org.

Else Lasker-Schüler

Autor:in unbekannt, Else Lasker-Schüler an ihrem 50. Geburtstag, National Library of Israel, Schwadron collection, CC BY 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Frau sitzt und liest Symbolbild

Autor:in unbekannt, Lesepause, 1930er, WDR Digit/friedrich1, online verfügbar: digit.wdr.de.

Hans Globke

Patzek, Renate, Hans Globke, 1963, Bundesarchiv B 145 Bild-F015051-0008, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Irmgard Keun Ferdinand Cover Ullstein

Irmgard Keun, Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen, Neuauflage Ullstein Verlag, ullstein.de.

Irmgard Keun in Ostende 1936 vers. 2

Autor:in unbekannt, Irmgard Keun in Ostende, 1936, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.

Köln, Hohenzollernbrücke nach Bombenangriff

Autor:in unbekannt, Köln, Hohenzollernbrücke nach Bombenangriff, 1945, Bundesarchiv, B 145 Bild-P008041, online verfügbar: wikimedia.org.

Köln, Ruinen vor Dom

Bayer, Köln, Ruinen zerstörter Gebäude, Dom, 1945, Bundesarchiv, Bild 101I-484-2999-20, online verfügbar: wikimedia.org.

Marlene Dietrich

Sängerin und Schauspielerin Marlene Dietrich, George Grantham Bain Collection (Library of Congress), online verfügbar: loc.gov.

Rede Joseph Goebbels, Juli 1932

Autor:in unbekannt, Berlin-Lustgarten, Rede Joseph Goebbels, Juli 1932, Bundesarchiv Bild 119-2406-01, CC-BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Rotterdam, Einmarsch motorisierter deutscher Truppen

Autor:in unbekannt, Rotterdam, Einmarsch motorisierter deutscher Truppen, Mai 1940, Bundesarchiv, Bild 183-L04290, CC BY-SA 3.0, online verfügbar: wikimedia.org.

Thomas Mann

Los Angeles Daily News, German author Thomas Mann seated in a chair, Los Angeles, UCLA, CC-BY 4.0, online verfügbar: wikimedia.org.