GESCHICHTE

Das Schuldgefängnis in der Barnimstraße 10, Berlin-Friedrichshain, wird im Jahr 1864 in Betrieb genommen. Vier Jahre darauf wird die Schuldhaft in Preußen abgeschafft und das Gefängnis fortan als “Königlich-Preußisches Weiber-Gefängnis” genutzt. Das Frauengefängnis ist das modernste der Stadt: Auch ein Lazarett und eine Mutter-Kind-Station sind der Teil Anlage, denn eine bestehende Schwangerschaft ist damals kein Grund, um von der Haft verschont zu werden. Die Frauen gebären ihre Kinder im Gefängnis und müssen sie nach der Stillzeit abgeben. Inhaftiert sind dort überwiegend Prostituierte, aber auch politische Gefangene wie Rosa Luxemburg.

IM NATIONALSOZIALISMUS

“Die Barnimstraße” wie das Frauengefängnis von den Berlinern genannt wird, dient während der NS-Zeit als Untersuchungs- und Strafhaftanstalt, und für einige auch als Übergangsstation vor der Hinrichtung im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee. Für Verhöre werden die Frauen zu den Quartieren der Gestapo gebracht, z.B. in das Polizeipräsidium Alexanderplatz oder in den Hauptsitz der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße. Rund 300 Frauen waren hier inhaftiert, darunter die Widerständlerinnen Elisabeth von Thadden, Cato Bontjes van Beek und Hilde Coppi.

ZWANGSARBEIT

Ab 1940 werden die inhaftierten Frauen gezwungen, Zwangsarbeit zu leisten, etwa für die Wehrmacht oder für Rüstungsunternehmen. Wenn die Frauen das körperlich nicht mehr schaffen, müssen sie Strümpfe für Soldaten stricken.

1945-1974

In der unmittelbaren Nachkriegszeit ist das Gefängnis mit Hehlern aus den Schwarzmarktgeschäften heillos überfüllt. Und dann steht es auf dem Boden der DDR: Der Staat inhaftiert hier ihre regimekritischen Bürger für “Boykotthetze”. 1974 wird das Gefängnis abgerissen. Heute erinnern dort Gedenktafeln an die Vergangenheit.

MEHR ERFAHREN: EMMY ZEHDEN

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Emmy Zehden gehörte der christlichen Glaubensgemeinschaft “Ernste Bibelforscher” an, die sich später “Zeugen Jehovas” nennen. Sie war, wie alle Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, eine entschiedene Kriegsgegnerin. Von ihren Glaubensgrundsätzen angetrieben, versteckt sie Wehrdienstverweigerer in ihrer Gartenlaube in Berlin-Gatow. Doch ihr Versteck wird entdeckt. Sie wird für ihre widerständigen Handlungen festgenommen, wegen “Wehrkraftzersetzung” zum Tode verurteilt und im Juni 1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet.

Autorin: Lena Knops

Bildquellen

Frauengefängnis Barnimstraße, Zelleneingänge

Autor:in unbekannt, Berlin, Frauengefängnis, Zelleneingänge, Oktober 1931, Bundesarchiv, Bild 102-12435, online verfügbar unter: de.wikipedia.org, Lizenz: CC-BY-SA 3.0.

Frauengefängnis Barnimstraße, Hof

Autor:in unbekannt, Berlin, Frauengefängnis, Hof, Oktober 1931, Bundesarchiv, Bild 102-12436, online verfügbar unter: commons.wikimedia.org, Lizenz: CC-BY-SA 3.0.