Geschichte

Ende September 1941 begann auf Befehl Heinrich Himmlers der Bau des “Kriegsgefangenenlagers der Waffen-SS Lublin”. Zunächst war geplant, ein Lager für bis zu 50.000 Gefangene zu errichten, die als Arbeitskräfte für Polizei und SS in den besetzten Gebieten rund um die polnische Stadt Lublin dienen sollten. Zu diesem Zeitpunkt, kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion, rechneten die Nationalsozialist:innen mit sowjetischen Kriegsgefangenen. Diese bildeten dann die erste Gruppe von Häftlingen, die bereits im Oktober 1941 in Majdanek ankam. Keiner der etwa 2.000 Kriegsgefangenen und 150 jüdischen Zwangsarbeiter überlebte den brutalen Arbeitseinsatz beim weiteren Bau des Lagers und den Flecktyphus-Ausbruch bis zum Frühjahr 1942. Trotzdem wurden die Pläne für den Bau des Lagers noch erweitert – zeitweise auf unvorstellbare 250.000 Kriegsgefangene, für die das Lager ausgelegt sein sollte. Fertiggestellt wurde das Lager aufgrund des Scheiterns der Wehrmacht im Osten und von Versorgungsproblemen jedoch nie.

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Häftlinge des KZ Majdanek bei der Zwangsarbeit

Vernichtungslager

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Blick auf den Schornstein des Krematoriums und die Gaskammer nach der Befreiung des KZ Majdanek 1944.

Als Teil des Plans zur Vernichtung aller Jüdinnen und Juden in den besetzten Gebieten Osteuropas begann die SS im Sommer 1942 dort mit der Räumung der Ghettos. Viele der Menschen, die zuvor zwangsweise in den Ghettos von Warschau und Bialystok gewohnt hatten, wurden nach Majdanek deportiert. Hinzu kamen politische Gefangene aus der Gegend um Lublin. Die Lebensbedingungen waren katastrophal: In den minderwertigen Baracken waren viel zu viele Menschen untergebracht, es mangelte an Wasser, Nahrung, Kleidung und Medizin. Im Oktober 1942 erfolgte die Errichtung der Gaskammern zum Massenmord an den Inhaftierten. Von geschätzten 130.000 Gefangenen starben etwa 80.000, davon knapp 60.000 Jüdinnen und Juden. In den “Deutschen Ausrüstungswerken” und den SS-Bekleidungswerken mussten die Majdanek-Häftlinge die Besitztümer ermordeter Jüdinnen und Juden für den Kriegseinsatz verarbeiten.

Befreiung

Im Frühjahr 1944 begann die SS angesichts der Erfolge der Roten Armee mit der Auflösung des KZ Majdanek. Viele der Gefangenen wurden in andere Lager westlich von Lublin überstellt. Am 22. Juli 1944 wurden hunderte Häftlinge erschossen und weitere 800 auf einen “Todesmarsch” geschickt. Bevor sie selbst floh, vernichtete die Lagerverwaltung wichtige Dokumente und setzte das Lager in Brand. Doch die Gaskammern und ein Großteil der Baracken blieben erhalten. Bei ihrer Ankunft fanden die sowjetischen Truppen noch eine Gruppe kranker sowjetischer Kriegsgefangener vor. Am 23. Juli 1944 wurde Majdanek als erstes NS-Konzentrationslager befreit.

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Stacheldrahtzäune um das KZ Majdanek

Gedenken

Bereits im November 1944 entstand mit dem Staatlichen Museum Majdanek die weltweit erste Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Gelände des ehemaligen KZs. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit konzentrierte sich das Museum auf die Bewahrung der noch erhaltenen Gebäude und Gegenstände und auf die Auffindung und Katalogisierung der Lagerdokumentation. Im Jahr 1945 wurde die erste Dauerausstellung eröffnet. Heute zeigt die Gedenkstätte Ausstellungen zum Lageralltag und zu Lebensgeschichten von Häftlingen. Für die Asche der ermordeten Gefangenen aus dem Krematorium wurde ein Mausoleum errichtet.

MEHR ERFAHREN: ANTONINA NIKIFOROVA

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Antonina Nikiforova ist Ärztin und wird in die Rote Armee eingezogen, als das Deutsche Reich unter Hitler die Sowjetunion überfällt. Sie gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft. Weil sie sich weigert, für die Nationalsozialist:innen Zwangsarbeit zu leisten, wird sie in einem Konzentrationslager inhaftiert. Unermüdlich setzt sie sich für ihre Mitgefangenen ein – während der Zeit im KZ und noch Jahrzehnte danach.

Autorin: Alina Besser

Onlinequellen

Webseite der Gedenkstätte Staatliches Museum Majdanek: majdanek.eu.

LeMO-Artikel des Deutschen Historischen Museums zum KZ Majdanek: www.dhm.de.

Sekundärliteratur

Justizministerium des Landes NRW (Hg.); Amann, Christian, Lublin-Majdanek: das Konzentrations- und Vernichtungslager im Spiegel von Zeugenaussagen. Kooperationsprojekt der Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ an der Justizakademie des Landes NRW und Geschichtsort „Villa ten Hompel” (Juristische Zeitgeschichte NRW Bd. 12), Düsseldorf 2014.

Marszalek, Josef, Majdanek. Konzentrationslager in Lublin, Warschau 1984.

BILDQUELLEN

Antonina Nikiforova, Mitte der 1930er-Jahre

Fotograf/in unbekannt, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Foto-Nr. 98/119

Krematorium und Gaskammer Majdanek nach Befreiung 1944

Postwar view of the crematoria and gas chamber in Majdanek through the barbed wire fence, United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Unknown Russian archive, 04859, public domain, online verfügbar unter: collections.ushmm.org.

Luftaufnahme KZ Majdanek nach Befreiung 1944

An aerial view of the camp, United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Panstwowe Muzeum na Majdanku, 10329, public domain, online verfügbar unter: collections.ushmm.org.

Mausoleum Majdanek Gedenkstätte

Mausoleum, State Museum at Majdanek, online verfügbar unter: majdanek.eu.

Umzäunung des KZ Majdanek nach Befreiung 1944

A view of the fences that enclosed Majdanek, United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Panstwowe Muzeum na Majdanku, 10328, public domain, online verfügbar unter: collections.ushmm.org.

Zwangsarbeit KZ Majdanek

Prisoners at forced labor in the Majdanek concentration camp, United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park, 50490, public domain, online verfügbar unter: collections.ushmm.org.