Dann wurde ich der Mal photographiert
anschließend in den Hof hinunter geführet,
dort musste ich mitten im Hofe stehen,
die ganzen Beamte konnten mich durch die Fenstern sehen.
Ach hätte man mich da doch standrecht erschossen,
mein Blut ist mir bald aus dem Herzen geflossen,
Dann wurde ich nochmal fotografiert,
und — wieder — abgeführt.
Und als ich in den Hausflur kam,
sah mich meine jüngste gute Schwester Friedel (und ihr Mann) mein Schwager Pedi an.
Ich habe mir die Augen erst mal trocken gerieben,
denn mein Herz ist beim Anblick der Beiden vor Freuden bald stehen geblieben,
sie trösteten mich alle beide,
jedoch mein Herz, es drehte sich im Leibe.
An dem Sprechen des Beamtn merkte ich,
es warteten drei Schupos auf mich.
Doch plötzlich hieß es fertig, gehn,
und ich sah durch das Flurfenster einen offenen Polizeiwagen stehen.
in dem Wagen legte ich mich auf die Bank hin,
O, Ihr Lieben jetzt war ich ganz ohne Sinn.
Nach kurzer Fahrt blieb der Wagen stehen,
und ich musste mit ins Gericht rein gehen,
dort wurde ich zum Staatsanwalt gebracht,
er laß mir vor, was das Kölner Gericht von mir gedacht.
Und dann zu meinem größten Schrecken,
was musste ich denn da entdecken,
ich wurde wieder abgeführt,
und in das Haus des Leidens, des Grauens, des Elends ins Gefängnis einquartiert.
Meine Liebe Schwester Friedel mit trüben Sinn,
begleitete mich bis in den Gefängnishof hin,
und dann dann mußte Sie mich verlassen!
Was dann geschah, mein großes Leiden,
kann ich unmöglich hier niederschreiben.
Ein jeder Mensch, bekannt, fremd, doch viel weniger die Meinen,
müssen bei Lesen dieser Zeilen schon bitterlich weinen,
denn wer da für mich fühlt, kein Schmerz,
der hat für keinen Menschen ein Herz.
Ich selbst darf an dieses Leid nicht mehr denken,
und will auch keinen andern kränken.
Und dann Ihr Lieben; Ihr könnt mir glauben,
kein Mensch soll einem andern die Freiheit rauben,
denn ich weiß es, ich habe es leider erduldet,
und dann noch ungerecht verschuldet!
O! Freiheit! Wie bist du so schön! so schön.
Dies dichtete ich am Sonntagsvormittag dem 22. 9. 35
Hinter Gittern in Coblenz. A. Haas
Transkription: Kai* Brust