Zwischen März und Oktober 1933 fanden über hundert Bücherverbrennungen in Deutschland statt. Sie wurden u.a. von verschiedenen NS-Organisationen geplant und durchgeführt, z.B. von der HJ oder der SA, als diese zu Beginn der NS-Herrschaft Büros von politischen Parteien oder Gewerkschaften zerstörte. Eine Welle der Bücherverbrennungen, die um den 10. Mai 1933 herum in 30 Universitätsstädten stattfand, wurde von der “Deutschen Studentenschaft” organisiert. In diesem Dachverband der studentischen Selbstverwaltung kamen zu der Zeit viele junge Menschen zusammen, die sehr nationalistisch und antisemitisch eingestellt waren. Die Bücherverbrennungen waren Teil einer Aktion, die sie “Wider den undeutschen Geist” nannten. Dabei ging es ihnen darum, „undeutsches Schrifttum” zu zerstören, das sie als solches identifizierten, wenn es z.B. von jüdischen oder oppositionellen Autor:innen verfasst worden war. Zuerst stellten sie “Schwarze Listen” zusammen und sammelten die Bücher. Dafür plünderten sie auch Bibliotheken und das berühmte “Institut für Sexualwissenschaft” von Magnus Hirschfeld. Sie rissen die Titelseiten heraus und schlugen sie auf sogenannten “Schandpfählen” an.
Für den Abend des 10. Mai hatten sie den Höhepunkt ihrer Aktion geplant: Zunächst das Heranfahren der Bücher auf große Plätze, begleitet von Fackelzügen, das Verlesen von “Feuersprüchen”, dann Vorträge, die meist von den Professoren der jeweiligen Universitäten gehalten wurden, und schließlich das öffentliche Verbrennen der Bücher auf großen Scheiterhaufen. In Berlin, wo die Bücherverbrennung auf dem Opernplatz stattfand, hielt Propagandaminister Joseph Goebbels die Rede. Auf den “Schwarzen Listen” standen am Ende rund 3.000 Namen, darunter z.B. Bertolt Brecht, Erich Maria Remarque, Sigmund Freud und Erich Kästner, der sogar selbst anwesend war, als seine Bücher auf dem Berliner Opernplatz verbrannt wurden. Auch Kurt Pinthus stand auf den Listen. Die “Menschheitsdämmerung”, und damit auch das Werk von Jakob van Hoddis, wurde nicht nur von den Nationalsozialisten abgelehnt, sondern sollte vernichtet werden.