Der Tag beginnt um 5 Uhr. Dann Frühsport, barfuß dreimal um die Baracke, eine kalte Dusche. Zum Frühstück gibt es ein Marmeladenbrot. Es wird kontrolliert, ob die Betten, sie sind dreistöckig, ordentlich gemacht sind. Ist die Lagerleiterin nicht zufrieden, gibt es harte körperliche Strafen oder, noch schlimmer, Essensentzug. Während des ganzen Tages dürfen die Mädchen nicht miteinander sprechen. Dann wird gearbeitet. Maria arbeitet in den ersten Monaten im Steinbruch und muss mit ihren Mithäftlingen einen zwei Meter tiefen Graben ausheben, der durch das ganze Lager geht. Maria erzählt später, dass darin Menschen erschossen wurden, als man es Anfang 1945 nicht mehr geschafft hat, sie zu vergasen. Andere Häftlinge müssen z.B. im Siemenslager Zwangsarbeit für Siemens & Halske leisten. Die Arbeitszeit beträgt zuerst 48 Stunden pro Woche. Ab November 1943 wird sie auf 62,2 Stunden pro Woche erhöht. Einen Lohn erhalten sie nicht. Mittags gibt es eine dünne Kohlsuppe oder zwei Pellkartoffeln. Um 20 Uhr ist Abendappell und danach Abendbrot: Eine Scheibe Brot mit einer Art Schmierkäse. Danach gibt es eine kalte Dusche und ein besonders demütigendes Ritual: Die Mädchen müssen ihre Unterwäsche vorzeigen und damit beweisen, dass sie keine Periode haben. Wenn doch, wurden sie bestraft. Der KZ-Arzt hatte “dafür gesorgt“, dass niemand die Periode bekam, berichtet Maria später.
Während all dessen sind Maria und die anderen der Willkür der Lagerleiterin und der Aufseher:innen ausgesetzt. Sie werden regelmäßig körperlich misshandelt und müssen die schlimmsten Dinge mit ansehen. Maria schreibt, dass sie im Ravensbrücker “Folterkeller” auf eine Pritsche geschnallt und 25 Mal mit einer Peitsche geschlagen wurde. Sie kann wochenlang nicht sitzen und wird in den nächsten Tagen dafür auch noch von den Aufseher:innen verhöhnt. Maria muss auch den grausamen Tod einer jüdischen Inhaftierten mit ansehen. Als sie gemeinsam im Sommer 1943 in einem Garten für das Wachpersonal des KZs arbeiten, leiden die Mädchen unter großem Hunger. Während der Arbeit beginnt die Mitgefangene in ihrer Verzweiflung damit, die umliegenden Pflanzen zu essen. Sie isst auch den äußerst giftigen Schierling. Nachts bekommt sie furchtbare Krämpfe und schreit lauthals vor Schmerzen. Als ein Wärter mit seinem Wachhund herein kommt, befiehlt er den Mädchen, ihre Betten nicht zu verlassen. So müssen sie dem qualvollen Sterben zusehen. Noch bevor sie tot ist, wird das jüdische Mädchen von den Wärtern einfach aus dem Fenster der Baracke geworfen. Maria vergisst diese Bilder zeitlebens nicht mehr. “Es war die Hölle”, schreibt sie.