Das KZ Esterwegen gehörte zu einer Gruppe von 15 Lagern, die als Emslandlager bezeichnet wurden. Diese Lager wurden nur kurze Zeit nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Nordwesten des Deutschen Reiches, Nahe der niederländischen Grenze, errichtet. Das KZ Esterwegen wurde bereits im August 1933 fertiggestellt, zunächst mit dem Ziel, dort vor allem politische Regimegegner, wie Kommunisten, Sozialdemokraten oder Gewerkschafter in “Schutzhaft” zu nehmen.
Die Emslandlager standen in Moorlandschaften, und die KZ-Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit bei der Kultivierung der Moore eingesetzt, was eine körperlich besonders schwere Arbeit war. Die Häftlinge nannten sich selbst die “Moorsoldaten”. Das “Lied der Moorsoldaten” entstand in diesem Zusammenhang. Durch die sogenannte Weihnachtsamnestie wurden schon Ende des Jahres 1933 wieder zahlreiche Schutzhäftlinge entlassen. Danach kamen Angehörige verschiedener Verfolgtengruppen in den Emslandlagern in Haft, z.B. die sogenannten “Berufsverbrecher”. Ab 1939 wurden in einigen der Emslandlager auch Kriegsgefangene untergebracht, ab 1941 vor allem rund 50.000 sowjetische Kriegsgefangene.
Im Jahr 1936 wurde das KZ Esterwegen aufgelöst und in ein Strafgefangenenlager umgewandelt. Im Januar 1937 übernahm das Reichsjustizministerium das Lager und baute es völlig um. Nun kamen insbesondere viele Menschen ins Strafgefangenenlager Esterwegen, die von den Militärgerichten wegen Verbrechen wie “Wehrkraftzersetzung” oder “Fahnenflucht” verurteilt wurden.
1943/44 kamen bis zu 2.700 der sogenannten “Nacht-und-Nebel-Häftlinge” dazu. Das waren Menschen, die beim NS-Regime im Verdacht standen, dem Widerstand anzugehören. Sie wurden in einer Aktion, die abschreckend wirken sollte, verschleppt und verurteilt, ohne dass ihre Angehörigen darüber informiert wurden. Grundlage war der “Nacht-und-Nebel-Erlass” Hitlers. Die “Nacht-und-Nebel-Häftlinge” wurden streng von den anderen Häftlingen isoliert.
Auf dem Foto ist Rudolf Diels zu sehen, erster Chef der Gestapo, der zu den Häftlingen über die bevorstehende “Weihnachtsamnestie” spricht. Anlässlich der Reichstagswahl am 12. November 1933 wurden zahlreiche Schutzhäftlinge aus dem KZ Esterwegen entlassen.
Einer der bekanntesten Häftlinge des KZ Esterwegen ist der Pazifist und Friedensnobelpreisträger von 1935, Carl von Ossietzky. Er war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. Mitgefangene von ihm berichteten, dass er in der Haft besonders schwer misshandelt wurde. Carl von Ossietzky starb an den Folgen der Misshandlungen und Folter im Mai 1938 in einem Berliner Krankenhaus.
Ludwig Baumann ist 19, als er zur Kriegsmarine einberufen wird. Ausgerechnet ein Propagandafilm der Wochenschau, in dem das Regime über die Erfolge der Wehrmacht in Russland tönt, lässt ihn erkennen, dass er sich an diesem Verbrechen nicht beteiligen will. Er desertiert und wird dafür zum Tode verurteilt. 10 Monate lang sitzt er in der Todeszelle, ohne zu wissen, dass er längst begnadigt ist. Die Nazis schicken den “Begnadigten” in die Hölle: KZ, Wehrmachtsgefängnis, Strafbataillon an der Ostfront. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlebt er all das. Noch Jahrzehnte nach Kriegsende wird der schwer Traumatisierte ein “Feigling” genannt. Dann findet er die Kraft, für den Frieden, die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und besonders die Rehabilitation der Opfer der NS-Militärjustiz zu kämpfen. Seinen Kampf setzt er unermüdlich bis zu seinem Lebensende fort.
Autorin: Lena Knops
KZ Esterwegen, Rudolf Diels vor Häftlingen
Autor:in unbekannt, KZ Esterwegen, Rudolf Diels vor Häftlingen, Dezember 1933, Bundesarchiv, Bild 183-R31497, online verfügbar unter: wikimedia.org, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE.
Carl von Ossietzky als KZ-Häftling mit der Nummer "562" vor einer Wand stehend
Sohst, Walter/Kurzbein, Heiner, KZ Esterwegen, Carl von Ossietzky als KZ-Häftling mit der Nummer „562“ vor einer Wand stehend, Oktober 1935, Bundesarchiv, Bild 183-93516-0010, online verfügbar unter: wikimedia.org, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE.
KZ-Gedenkstätte Esterwegen
Agp, Überblick Gedenkstätte Esterwegen die ehemalige Lagerstraße entlang, 2012, durch uns dunkler gemacht, online verfügbar: wikimedia.org, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE.
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