Geschichte

Eines der frühen Konzentrationslager ist das KZ Oberer Kuhberg. Auf Grundlage der “Reichstagsbrandverordnung” vom 28. Februar 1933 entstanden im Deutschen Reich mindestens 80 Orte, an denen über 100.000 politische und weltanschauliche Gegner:innen des nationalsozialistischen Regimes in “Schutzhaft” genommen wurden. Nachdem das KZ Heuberg bei Stetten am Kalten Markt für den Aufbau der Wehrmacht benötigt wurde, musste das Lager Ende 1933 kurzerhand schließen. Als Ersatz fungierte ab November 1933 das “Württembergische Schutzhaftlager Oberer Kuhberg, Ulm/Donau”. Das Ulmer KZ befand sich im Fort Oberer Kuhberg, welches bereits im Ersten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager genutzt wurde und seit Kriegsende leer stand. Die Bezeichnung als Konzentrationslager wurde dabei bewusst vermieden, um international kein negatives Bild der Haftbedingungen heraufzubeschwören. Im Zuge der Zentralisierung und Vereinheitlichung des KZ-Systems wurde das KZ Kuhberg im Juli 1935 aufgelöst und die letzten 30 Gefangenen ins KZ Dachau verschleppt.

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Außenansicht des Forts Oberer Kuhberg.

Arbeits- und Lebensbedingungen

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Innengelände des Forts Oberer Kuhberg

Zwischen November 1933 und Juli 1935 wurden rund 600 Männer in den unterirdischen Festungsgängen des Forts Oberer Kuhberg untergebracht. Die Räume waren jedoch eigentlich nicht zur Unterbringung von Menschen geeignet, da sie weder über Heizung noch Sanitäranlagen verfügten. Ein Häftlingskommando musste unter Zwang die notdürftigen Unterkünfte errichten, damit bei Lagereröffnung im Dezember 1933 die ersten politischen Häftlinge einquartiert werden konnten. Während 1933 der Großteil von ihnen einen kommunistischen oder sozialdemokratischen Hintergrund hatte, kamen ab 1934 zunehmend auch als “Asoziale” denunzierte Männer sowie weltanschauliche Gegner ins KZ. Während in späteren Konzentrationslagern die physische Vernichtung der Inhaftierten das Ziel war, dienten die früheren KZs primär der Brechung des politischen Willens der Inhaftierten. So mussten die Inhaftierten sinnlose Beschäftigungen, bezeichnet als “Lagersport” oder “Exerzieren” ausführen, die einzig darauf abzielten, die Männer zu schikanieren und bis über ihre körperlichen Grenzen zu treiben. Auch Essensentzug, Scheinerschießungen, ein eingeschränkter Zugang zu den Latrinen und die Kontaktsperre zu Angehörigen wurden zur Brechung der Inhaftierten genutzt.

Die KZ-Gedenkstätte Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm (DZOK) Heute

Die KZ-Gedenkstätte wurde im Jahr 1985 und somit vierzig Jahre nach Kriegsende auf Initiative ehemaliger Häftlinge und des DZOK gegründet. Bereits seit den 1960er Jahren setzte sich die Lagergemeinschaft Heuberg-Kuhberg-Welzheim für die Errichtung einer Gedenkstätte ein.

Die Räumlichkeiten des ehemaligen KZ sind zwar erhalten geblieben, durch die nach Kriegsende vorgenommene Umnutzung des Gebäudes als Kriegsgefangenenlager, zur Rüstungsproduktion und als Gastwirtschaft ist die Gestaltung der KZ-Räumlichkeiten jedoch nicht mehr gänzlich erhalten. Am 19. Mai 1985 hielt Hans Gasparitsch, seit 1982 Vorsitzender des Vereins, die Eröffnungsrede.

Onlinequellen

DZOK Ulm, Das frühe KZ Oberer Kuhberg – “Württembergisches Schutzhaftlager Ulm/Donau”, online verfügbar: dzok-ulm.de.

DZOK Ulm, Lokalgeschichte von unten. Der lange Weg zur KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg, online verfügbar: dzok-ulm.de.

Sekundärliteratur

Benz, Wolfang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 2, Frühe Lager, Dachau, Emslandlager, München 2005.

Wenge, Nicola, »Das System des Quälens, der Einschüchterung, der Demütigung…« Die frühen württembergischen Konzentrationslager Heuberg und Oberer Kuhberg, in: Osterloh, Jürgen/Wünschmann, Kim (Hg.),» … der schrankenlosesten Willkür ausgeliefert.« Häftlinge der frühen Konzentrationslager 1933-1936/37, Frankfurt a. M. 2017, S. 123-150.

BILDQUELLEN

Fort Oberer Kuhberg Gebäude

Speifensender/wikimedia, Ulm Oberer Kuhberg, 26. April 2008, unverändert, online verfügbar: wikimedia.org. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Fort Oberer Kuhberg Innengelände

Speifensender/wikimedia, Ulm Oberer Kuhberg, 26. April 2008, unverändert, online verfügbar: wikimedia.org. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE DEED.